Tierärzte: Gefangen zwischen Exzellenz und Erschöpfung
Schließen Sie für einen kurzen Moment die Augen und treten Sie in die Rolle eines Tierarztes/einer Tierärztin: Sie arbeiten hart, Sie sind gut im Job und Ihre Kundschaft – Haustier-, Pferdehalter, Landwirte – erkennen das. Sie sehen, wie kompetent Sie sind, aber sie sehen die Herausforderungen nicht. Arbeitstage, Nächte, Wochenenden; ständig auf den Beinen und immer „im Einsatz“. Sie geben alles, aber Sie haben das Gefühl, dass die Leute das manchmal nicht wirklich sehen. Eine aktuelle Umfrage von Boehringer Ingelheim und Kynetec zeigt, dass diese Erfahrung in vielen Ländern in der Veterinärbranche gemacht wird. Es liegt jedoch in der Macht jedes/jeder einzelnen, dies zu ändern. Lassen Sie uns tiefer eintauchen.
Unterschätzen wir Haustierärzt*innen?
Während ihrer Termine bekommen Haustierhalter*innen selten die unerwarteten Ereignisse und Herausforderungen zu sehen, die Teil des täglichen Lebens von Tierärzt*innen sind. Der Tag einer Tierärztin könnte mit einer heiklen Operation beginnen, mit der Geburt von Welpen oder Kätzchen fortfahren und dann zur Notfallversorgung übergehen, um einem Tier zu helfen, das einen Verkehrsunfall befunden hatte. Zwischen diesen Stressinterventionen unterstützen Tierärzte Haustierhalter*innen bei routinemäßigen Kontrollen ihrer Katzen und Hunde, Vorsorgeuntersuchungen, mit Ratschlägen zur Gesundheitsvorsorge, Ernährung und vielem mehr. Kein Tag ist so wie der andere und Pläne werden umgestoßen, wenn das Leben der Tiere auf dem Spiel steht. Viele Klinikteams arbeiten erfolgreich auf diese Weise, aber es ist alles andere als einfach. Und weil Tierärzt*innen und ihre Teams darauf achten, gut gelaunt, hilfsbereit und vor allem professionell zu sein, wenn sie mit Haustierhaltenden interagieren, kann man leicht übersehen, wie anspruchsvoll diese Arbeit ist – zum Nachteil der Haustierärzt*innen:
Wenn man sich die Zahlen anschaut, ist es wenig überraschend, dass jeder vierte Tierarzt wünschte, die Tierhaltenden wüssten mehr über ihr Engagement und die Herausforderungen, mit denen sie konfrontiert sind. Und sie sind nicht die einzigen, die sich so fühlen.
Pferdeveterinäre – eine kleine, aber außergewöhnliche Gruppe
Pferdetierärzt*innen sind eine besondere Berufsgruppe. Während es einige Pferdekliniken gibt, die es Pferdetierärzt*innen ermöglichen, von einem fixen Standort aus zu arbeiten, sind viele ständig unterwegs und besuchen Stall um Stall. Angesichts des Arbeitskräftemangels in diesem Bereich müssen viele Pferdetierärzt*innen weiter fahren und noch längere Arbeitszeiten in Kauf nehmen. Die Pferde, mit denen sie arbeiten, sind majestätisch, sensibel und sehr, sehr groß! Es ist keine Arbeitshaltung, die einfach für den Körper ist. Es ist zwar sehr lohnend, aber die Arbeit als Pferdetierärztin kann ihren Tribut fordern. Pferdehaltende bekommen nur einen kleinen Einblick in dieses Leben, wenn der Tierarzt ihren Stall besucht:
Interessanterweise haben viele Pferdetierärzt*innen das Gefühl, dass ihre eigene Kundschaft sie schätzt, aber ein Drittel von ihnen sagt auch, dass der Tierarztberuf insgesamt nicht genug anerkannt wird. Es besteht eindeutig Handlungsbedarf.
Behandlung von Kühen, Schweinen und Geflügel: Am besten funktioniert es, wenn es in einer Partnerschaft gemacht wird
Landwirt*innen und ihre Tierärzt*innen arbeiten eng zusammen, oft über Jahre oder sogar Jahrzehnte hinweg. Einige Tierärzt*innen sind sogar Vollzeitkräfte in großen Betrieben. Gemeinsam mit den Landwirt*innen entwickeln sie umfassende Behandlungspläne, die auf die individuellen Bedürfnisse einer Herde oder eines Bestands zugeschnitten sind. Während Landwirt*innen und Landarbeiter*innen eine Reihe von medizinischen Handgriffen selbst durchführen können, stehen Tierärzt*innen für fachliche Beratung und Orientierung zur Verfügung. Teamarbeit dieser Art schafft oft enge Verbindungen und gegenseitigen Respekt, was der Grund sein könnte, warum Nutztierärzt*innen über ein höheres Maß an Zufriedenheit berichten als ihre Kolleg*innen im Pferder- und Haustiersegment:
Dennoch wünscht sich jeder vierte Nutztierarzt, dass mehr Menschen die Bedeutung, Kompetenz und den Wert des Berufs verstehen. Und ähnlich wie Pferde- und Haustierärzt*innen berichten auch Nutztierärzt*innen von langen Arbeitszeiten (50+ Stunden), insbesondere in Ländern wie den USA, Deutschland und Frankreich.
Was können wir tun?
Viele der Probleme, von denen Tierärzt*innen berichten, rühren daher, dass sie sich nicht gesehen und nicht vollständig verstanden fühlen – vor allem, wenn es um ihre menschliche Seite geht. Der Stress und die Erschöpfung, die sie durchstehen. Der Wunsch, dafür anerkannt zu werden, dass sie jeden Tag über sich hinaus gehen. Und die Lösung dieses Problems ist weder heroisch, noch erfordert sie eine große Geste. Die Lösung ist Neugier. Es ist Mitgefühl. Stellen Sie Fragen, um die Arbeit von TIerärzt*innen zu verstehen, während diese sie machen. Es geht nicht nur darum zu denken „Ich bin wirklich froh, dass ich mich immer auf sie verlassen kann“, sondern es auch laut zu sagen.
Über die Umfrage:
Kynetec führte die Umfrage im Auftrag von Boehringer Ingelheim von Mitte bis Ende März 2024 bei 1056 Tierärzten in Brasilien (212), Japan (201), Großbritannien (170), Frankreich (162), den Vereinigten Staaten (160) und Deutschland (151) durch. Der Erhebungsbereich umfasste auf Haustiere (57 %), Pferde (5 %), Milchvieh (10 %), Rinder (8 %), Schweine (6 %) und Geflügel (3 %) spezialisierte Tierärzt*innen sowie gemischte Tierarztpraxen ohne Schwerpunkt (11 %). Zur Erhebung der Daten wurden computergestützte Web- sowie Telefoninterviews in der jeweiligen Landessprache genutzt.