Sie haben von den Affenpocken gehört? Ein Experte von Boehringer Ingelheim teilt, was Sie wissen müssen. 

Zweieinhalb Jahre nach dem ersten Auftreten von COVID-19-Erkrankungen kehrt in vielen Ländern der Welt wieder Normalität ein. Mit den Affenpocken breitet sich nun jedoch bereits die nächste Krankheit aus. Worum genau handelt es sich, wie wird das Virus übertragen, was sind die auffälligsten Symptome? Dr. Christoph Keller, Senior Medical Advisor bei Boehringer Ingelheim, klärt auf.

Herr Keller, wo wurde der gegenwärtige Affenpocken-Ausbruch zum ersten Mal beobachtet? 

Es wurden in den vergangenen Wochen in mehreren Ländern außerhalb des afrikanischen Kontinents über 100 Infektionen mit dem Affenpockenvirus beobachtet. Diese weisen nur zum Teil einen direkten Reisebezug in afrikanische Endemiegebiete auf, also Regionen, in denen die Krankheit häufiger nachgewiesen wird. Die Infektionswege werden weiter untersucht. Bereits im Februar 2022 wurde in einem Artikel darauf hingewiesen, dass die Infektionen mit Affenpocken in Afrika in den letzten Jahrzehnten über mehr als das Zehnfache zugenommen haben und sich zu einer global relevanten Erkrankung entwickeln. Wir bei Boehringer Ingelheim haben zwar keinen Impfstoff oder eine Therapie gegen diese Erkrankung, beobachten die Entwicklung von Infektionskrankheiten weltweit insgesamt aber sehr genau – schließlich suchen wir immer nach Wegen, um die Gesundheit von Mensch und Tier zu verbessern. 

Wie werden die Affenpocken übertragen? 

Als Risikofaktoren gelten der Kontakt zu infizierten Tieren und Menschen oder auch zu kontaminierten Gegenständen wie Kleidung, Handtücher oder Essgeschirr. Das Affenpockenvirus ist in der Lage, auf Oberflächen oder Stoffen für Tage bis Monate ansteckend zu bleiben. Auch Tröpfcheninfektionen sind möglich. Die Übertragung von Mensch zu Mensch ist selten, aber bei engem Kontakt beispielsweise zu Körperflüssigkeiten und Schorf oder auch bei sexuellem Kontakt möglich. Laut WHO waren die längsten Infektionsketten von Mensch zu Mensch in den vergangenen Jahren allerdings auf sechs bis neun aufeinanderfolgende Infektionen begrenzt. Insgesamt verbreiten sich die Affenpocken unter Menschen also nicht sonderlich effektiv. 

Was sind typische Symptome?  

Die Inkubationszeit für Affenpocken liegt zumeist zwischen 7 und 21 Tagen. Beim Menschen treten zunächst grippeähnliche Symptome wie plötzliches Fieber, Kopf-, Muskel- und Rückenschmerzen sowie geschwollene Lymphknoten auf. Die typischen Pocken entwickeln sich einige Tage nach dem Fieber oft erst im Gesicht und dann über den ganzen Körper verteilt. 

Kann diese Erkrankung einen schweren Verlauf nehmen? Gibt es Risikogruppen? 

Schwere Erkrankungen sind selten, können aber auch tödlich verlaufen. Die WHO geht in Afrika in den letzten Jahren von einem tödlichen Ausgang in drei bis sechs Prozent der Fälle aus, wobei durch eine Untererfassung von milden Infektionsverläufen die tatsächliche Fallsterblichkeit geringer sein dürfte.  

Es gibt wenig Informationen über Infektionen bei immungeschwächten Patienten. Allerdings wurden bei Patienten mit einer parallel vorliegenden HIV-Infektion schwerere Krankheitsverläufe mit mehr Schädigungen der Haut beobachtet. Bei schweren Krankheitsverläufen bleiben in der Regel entstellende Narben zurück und es kommt zu Hornhautschäden, die zum Erblinden führen können. 

Können wir uns durch ein bestimmtes Verhalten vor Affenpocken schützen? 

Aktuell wird das allgemeine gesundheitliche Risiko durch die Affenpocken als gering eingeschätzt. Nichtsdestotrotz gilt: Wer Kontakt zu einem Infizierten auch während der Inkubationszeit hatte oder erste Symptome beobachtet, sollte sich an die lokalen Gesundheitsbehörden wenden. Das Personal in Arztpraxen, Gesundheitsämtern oder Kliniken sollte über den Verdacht auf Affenpocken informiert werden, wenn man dort eintrifft oder sogar schon, wenn man einen Termin vereinbart.  

Infizierte sollten jede Art von engem Kontakt oder den Austausch von möglicherweise kontaminierten Gegenständen mit anderen Menschen vermeiden, bis der Ausschlag vollständig abgeheilt ist und der letzte Schorf abgefallen ist – das kann bis zu vier Wochen dauern.

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Die Affenpocken sind eine virale Erkrankung, die durch das Affenpockenvirus (Monkeypox virus, MPV) verursacht wird. Das Virus ist mit dem klassischen humanen Pockenvirus (seit ca. 40 Jahren weltweit ausgerottet) und den Kuhpocken (Cowpox Virus) verwandt. Wie COVID-19 sind die Affenpocken eine Zoonose, also eine Krankheit, die von Tieren auf den Menschen und umgekehrt übertragen werden kann.  

Erstmals wurde das Affenpockenvirus 1958 bei Affen in einer Versuchstierhaltung entdeckt. Bereits 1970 wurden in der Demokratischen Republik Kongo erstmals Affenpocken beim Menschen nachgewiesen - in diesen Tagen nun auch vermehrt in Ländern, in denen die Krankheit nicht häufig auftritt und die damit nicht endemisch sind.

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Info:  

Das VPH Center von Boehringer Ingelheim arbeitet an der Bekämpfung von ansteckenden Krankheiten, die nicht nur für die Tiere selbst, sondern auch für den Menschen und die Landwirtschaft gefährlich werden können.

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