Tollwutbekämpfung in Argentinien
Wussten Sie, dass der 28. September Welt-Tollwut-Tag ist? Tollwut ist eine tödliche, aber vermeidbare Krankheit, die noch immer in über 150 Ländern weltweit auftritt. Sie stellt gleichermaßen eine Bedrohung für Mensch und Tier dar. Wir haben mit der argentinischen Tierärztin und Vordenkerin Dr. Silvina Muñiz über die Prävention von Tollwut sowie ganzheitliche Ansätze zur Tollwutbekämpfung gesprochen – und darüber, wie Unternehmen einen Beitrag leisten können. In dem nachfolgenden Interview gewährt sie uns einen Einblick in ihren Kampf gegen Tollwut.
Dr. Silvina Muñiz ist Vorsitzende des argentinischen Tierärzteverbandes für Haustiere AVEACA (Asociación de Veterinarios Especializados en Animales de Compañía de Argentina). Sie hat eine eigene Praxis in Buenos Aires und tritt regelmäßig als Referentin auf, um über die Prävention von Tollwut aufzuklären.
Welchen Blickwinkel haben Sie als Tierärztin auf das Thema Tollwut?
Tollwut ist in vielen Teilen der Welt eine verheerende Krankheit, insbesondere in Afrika oder Asien, aber auch in Amerika und Teilen Europas. In Argentinien stellen beispielsweise Fledermäuse ein hohes Risiko für Tollwutübertragungen dar und es gibt einen hohen Prozentsatz ungeimpfter Haustiere. Impfungen sind dabei der entscheidende Faktor, um die Krankheit einzudämmen.
Wir leben in bewegten Zeiten – nicht nur in Argentinien, sondern auf der ganzen Welt. Umso wichtiger ist es, ein Bewusstsein für Präventionsmaßnahmen zu schaffen. Die Prävention einer Krankheit wie Tollwut mag in Anbetracht der anderweitigen aktuellen Probleme momentan nicht als Top-Priorität wahrgenommen werden, aber wir müssen trotzdem darauf aufmerksam machen. Der Kampf gegen Tollwut rettet Leben.
Das diesjährige Thema des Welt-Tollwut-Tags lautet „Tollwut: Fakten statt Furcht“. Gibt es falsche Vorstellungen über die Tollwut, mit denen Sie aufräumen möchten?
Ja! Der erste Irrglaube, den ich geradestellen möchte, lautet: Nicht nur Hunde und Katzen können Tollwut übertragen. Auch Fledermäuse, Affen, Eichhörnchen und viele andere Säugetiere können die Krankheit verbreiten.
Darüber hinaus glauben einige Menschen, dass Haustiere, die nur in Wohnungen leben, keine Impfung benötigen, da sie keinen Kontakt zu streunenden Tieren haben. Das ist ebenfalls falsch. Auch Haustiere können infiziert werden, beispielsweise durch Fledermäuse, die in oder an Gebäuden leben.
Dr. Silvina Muñiz untersucht einen Hund in ihrer Tierarztpraxis
Im Mai diesen Jahres meldete Argentinien den ersten Tollwutfall bei einem Menschen seit 2008. Welche Tiere stellen in Ihrem Land ein Risiko für die Übertragung des Virus dar und wie kann eine Infektion vermieden werden?
In Argentinien wird Tollwut vor allem durch Hunde, Katzen und Fledermäuse übertragen. Die Infektion kann nur durch Impfungen und die Aufklärung der Gesellschaft vermieden werden.
Wie nutzen Sie Ihre Stellung als Vorsitzende des Tierärzteverbandes AVEACA, um mehr Bewusstsein für Tollwut zu schaffen? Und was können einzelne Tierärzt*innen tun, um Tierhalter*innen aufzuklären?
Im Kampf gegen Tollwut setzt AVEACA auf Aufklärungsarbeit und umfassende Informationen über die Bedeutung der Krankheit und ihre Prävention durch Impfungen. Wir sind mit internationalen Verbänden vernetzt, um von deren Ansätzen im Umgang mit dem Problem zu lernen, und sind in den sozialen Medien aufklärend tätig. Tierärzt*innen sind derzeit diejenigen, die in der allgemeinen Bevölkerung ein Bewusstsein für Tollwut schaffen. Das stellt für uns eine große Herausforderung dar, aber dank der zunehmenden Bindung zwischen Mensch und Tier in den vergangenen Jahren können wir Fortschritte verzeichnen.
Welche Unterstützung wünschen Sie sich aus Ihrer Sicht als Tierärztin seitens des privaten Sektors, also von Unternehmen wie Boehringer Ingelheim, im Kampf gegen die Tollwut?
Unternehmen wie Boehringer Ingelheim spielen hierbei eine Schlüsselrolle, denn sie haben viel zu bieten. Sie haben die Ressourcen, die Materialien zur Verfügung stellen, die Tierärzt*innen zur Aufklärung von Tierhaltern und Tierhalterinnen benötigen. Es ist extrem wichtig, dass die jeweilige tierhaltende oder pflegende Person das Problem auch wirklich versteht – mit bloßem Zuhören ist es nicht getan. Die Botschaft von uns Tierärzt*innen muss häufig durch visuelle Materialien unterstützt werden, durch die der Inhalt leichter verständlich wird.
Auch die Vermittlung von Inhalten schon im Kindesalter – als integraler Bestandteil der Schulbildung – ist ein Punkt, bei dem Unternehmen unterstützend tätig werden können. Meiner Meinung nach ist für die Entwicklung eines umfassenden Bewusstseins über Tollwut aber nicht nur die Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und Tierärzt*innen, sondern auch zwischen staatlichen Stellen und Familien erforderlich.
Und natürlich erhoffen wir uns als Tierärzt*innen von Pharmaunternehmen, dass sie auch weiterhin qualitativ hochwertige Impfstoffe entwickeln und in Forschung und Entwicklung investieren. Schließlich bringt uns jede Innovation ein Stück weiter – der Kampf gegen die Tollwut ist noch nicht vorüber.