Dem Helfer helfen

Schnelle Hilfe für Rettungshunde – das möchte der BRH Bundesverband Rettungshunde e. V. mit seinem Fonds „Verletzte und erkrankte Rettungshunde" ermöglichen. In einem Kooperationsprojekt unterstützt der Unternehmensbereich Tiergesundheit von Boehringer Ingelheim die medizinische Versorgung der vierbeinigen Helden. Jürgen Schart, Präsident des BRH, und Dietmar Ungeheuer, Animal Health Marketing Pet Vet, sprachen mit uns über die Arbeit des BRH und die Hintergründe des Projekts. 

Die Aufgabe des BRH ist es, vermisste oder verschüttete Menschen zu finden und aus einer möglicherweise lebensgefährlichen Situation zu retten. Herr Schart, wann und wo genau werden die Hunde eingesetzt? 

Jürgen Schart (JS): Denken Sie an Großschadenslagen oder Katastrophen wie das ICE-Unglück von Eschede, den Einsturz der Eissporthalle in Bad Reichenhall, einen Flugzeugabsturz oder eine Gasexplosion – überall, wo Menschen verschüttet werden, werden unsere Hunde eingesetzt. Unser „Alltag" ist jedoch die Suche nach vermissten Menschen – das können beispielsweise demenzkranke, suizidale oder Menschen in Schocksituationen sein. Oder auch Kinder, die weggelaufen sind. Pro Jahr werden in Deutschland ca. 100.000 Personen vermisst gemeldet; ein Teil davon wird mit Rettungshunden gesucht. Zusammengefasst kann man sagen, dass es bei unserer Arbeit darum geht, Gewissheit über das Schicksal eines Menschen zu erlangen – das geht für uns nicht ohne Hund! 

Wer beauftragt die Rettungshundestaffeln in solchen Fällen? 

JS: Wir handeln in der Regel im Auftrag der Polizei; manchmal – z. B. bei verschütteten Menschen – kontaktiert uns auch die Feuerwehr oder das Technische Hilfswerk (THW). 

Wie gehen Sie vor, nachdem der Auftrag „Vermisste Person" bei Ihnen eingegangen ist? 

JS: Nachdem die Einsatzlage geklärt ist, setzen wir dann je nach Fall sogenannte „Mantrailer" oder Flächensuchhunde gemeinsam mit ihren Hundeführern ein. 

Was ist der Unterschied? Werden die Hunde unterschiedlich ausgebildet? 

JS: Genau. Der Mantrailer sucht immer eine ganz bestimmte Person. Den Suchauftrag erhält er anhand eines Gegenstandes, an dem der Geruch der vermissten Person haftet. In der Regel beginnt die Suche an der Stelle, an der die Person zuverlässig das letzte Mal gesehen wurde oder losgegangen ist. Dieser Hund läuft an der Leine. Im Idealfall bringt er seinen Hundeführer zur vermissten Person; es kann aber natürlich auch sein, dass er die Spur verliert, weil die Person z. B. in ein Transportmittel gestiegen ist, oder sich am Startpunkt gar keine Spur befindet. Diese Ergebnisse helfen dann aber oft auch bei der Definition weiterer Suchmaßnahmen. 

Der Mantrailer hat also gelernt, dass er nur diesen Geruch nachverfolgt, sich nicht von anderen Gerüchen ablenken lässt? Wie hingegen sucht der Flächensuchhund?

JS: Richtig. Bei der Flächensuche suchen wir mit freilaufenden Hunden vor allem in weitläufigen Waldgebieten, auf Wiesen, Feldern. Oft starten wir die Suche in einem Gebiet, wo z. B. das Auto einer vermissten Person gefunden wurde oder der Mantrailer einen Spurverlust anzeigt. Sie sind in der Lage, auf einem vorgegebenen Suchgebiet bei Tag und Nacht mit großer Ausdauer zu suchen; auch dichter Bewuchs oder steiles Gelände sind kein Problem. Sie können also überall die Witterung eines Menschen aufnehmen. Wenn sie erfolgreich waren, bleiben sie an diesem Ort und zeigen ihn dem Hundeführer in der Regel durch Verbellen an. 

Die gemeinsame Arbeit, zum Teil unter extremen Bedingungen, erfordert sicherlich 100-prozentiges Vertrauen zwischen Hundeführer und Hund…

JS: Ja, es besteht definitiv eine ganz besondere Verbindung. Sie durchlaufen nicht nur gemeinsam die Aus- und Weiterbildungen, erleben Erfolge wie auch Misserfolge, sondern die Hunde leben auch bei ihren Hundeführern. Sie sind ein echtes Team, in jeder Hinsicht! 

Herr Ungeheuer, wie ist die Idee entstanden, mit dem BRH zusammenzuarbeiten? Wie genau sieht die Unterstützung seitens des Unternehmensbereichs Tiergesundheit von Boehringer Ingelheim aus?

Dietmar Ungeheuer (DU): Wir haben eine Rettungshundestaffel einmal live erlebt – wirklich sehr beeindruckend! Das Engagement, auch der überwiegend ehrenamtlichen Helfer, ist bemerkenswert – sie sind schnell und zuverlässig da, wenn es wirklich nötig ist! Weil wir uns sehr gut mit den Werten des BRH identifizieren können, werden wir dieses Jahr den vom BRH ins Leben gerufenen Fond „Verletzte und erkrankte Rettungshunde" unterstützen. 

Wofür setzt sich dieser Fond ein, Herr Schart? 

JS: Er bietet eine finanzielle Unterstützung, wenn sich ein Rettungshund verletzt hat oder erkrankt ist. Manchmal kommen dabei hohe Kosten auf den Besitzer zu, die nicht immer durch Versicherungen gedeckt sind. Er kann dann einen Antrag auf einen Zuschuss aus dem Fond (bis zu 3.000 Euro pro Fall) stellen. 

Boehringer Ingelheim unterstützt aber auch noch, indem das Unternehmen Tierärzte für die Behandlung von Rettungshunden sensibilisiert… 

DU: Ja genau, seitens des Unternehmens stellen wir gerade einige Materialien für Tierärzte zusammen, die über Besonderheiten bei der Behandlung von Rettungshunden aufklären. Einige Krankheiten können speziell bei dieser Art Hund auftreten, z. B. Überhitzungen, wenn die Tiere unter extremem Stress stehen. Uns ist sehr daran gelegen, den Hunden bei ihrer Genesung zu helfen – damit sie dann auch wieder schnell dem Menschen in herausfordernden Situationen helfen können!