Biomasseheizkraftwerk: Investition in grüne Energie

Ein neues Biomasseheizkraftwerk versorgt seit Sommer 2024 den Ingelheimer Standort mit grünem Strom und Dampf. Es ist eines der umweltfreundlichsten Kraftwerke in Rheinland-Pfalz und trägt wesentlich zur Erreichung der Klimaziele von Boehringer Ingelheim bei. Projektleiter Frank Zornow gibt Einblicke hinter die Kulissen und erklärt, wie aus Altholz Energie entsteht. 

Im Osten des Ingelheimer Werksgeländes ragt seit gut einem Jahr ein neues Gebäude über 43 Meter in die Höhe. Ein grauer Koloss, unterteilt in acht Stockwerke sowie mehrere anschließende Gebäude. Im Innern glänzen riesige Apparate und Maschinen, kilometerweise Rohre und Kabel. Es ist warm, sehr warm, und es brummt und pocht. Wie ein Herz, das unaufhörlich sauerstoffreiches Blut in jedes einzelne Organ pumpt, pumpt das Kraftwerk nun grünen Dampf und Strom über den Standort.

Energieversorgung: klimaschonend und effektiv

Frank Zornow kennt jeden Winkel des neuen Kraftwerks. Als Projektleiter hat er den Bau über die letzten Jahre begleitet, von der ersten Idee bis hin zur Fertigstellung: „Von Anfang an war klar: Mit dem neuen Kraftwerk wollen wir Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit in Einklang bringen. Es soll klimaschonend und effektiv zugleich sein“, sagt er und zeigt auf die Berge aus Holzresten, die sich in der Lagerhalle neben dem Kraftwerk auftürmen.

Die Biomasse, die im Kraftwerk verbrannt und damit in Energie umgewandelt wird, besteht zu 100 Prozent aus Altholz, das aus dem Rhein-Main-Gebiet nach Ingelheim transportiert wird. Zum Beispiel abgenutzte Paletten, Bauholz oder Messebaureste, die nicht mehr weiterverarbeitet werden können. Kurz gesagt: Holzabfall. Darauf legt der Ingenieur wert: „Kein Baum soll zusätzlich gefällt werden. Es ist echte und nachhaltige Kreislaufwirtschaft auf Basis nachwachsender Brennstoffe.“ 

Wie ein Biomasseheizkraftwerk funktioniert 

Aus der Lagerhalle wird das Altholz über Förderbänder in die oberen Geschosse des Kraftwerks transportiert. Dort fällt es in einen riesigen Feuerungskessel. Flammen schlagen auf und erzeugen Wärme, wodurch Wasser erhitzt und schließlich Dampf gebildet wird. Der Wasserdampf steht unter so hohem Druck, dass er eine Turbine antreiben kann und über einen verbundenen Generator Strom erzeugt. 


Biomasseheizkraftwerk: Beitrag zu Klimazielen und Versorgungssicherheit 

Der Maschinenbauingenieur erklärt geduldig. Nicht nur wie das Kraftwerk seine Arbeit macht, sondern auch, was das für das Unternehmen und die Umwelt bedeutet. 50.000 Tonnen CO2 sollen so jährlich eingespart werden. Während wir mit dem alten Kraftwerk nur 30 Prozent der eigenen Stromversorgung selbst erzeugen konnten, sind es mit dem neuen mehr als 80 Prozent. „Heute können wir außerdem die im Kraftwerk entstehende Abwärme noch besser nutzen, um Gebäude zu heizen und für warmes Wasser zu sorgen. Dadurch sind wir in unserer Energie- und Wärmeversorgung zunehmend autark.“ Und das habe man schließlich die letzten Jahre schmerzlich gelernt, wie wichtig eine unabhängige und nachhaltige Energieversorgung sei. „Nur mit einer zuverlässigen Energieversorgung können wir die Patientinnen und Patienten mit lebenswichtigen Medikamenten versorgen. Es ist also mehr als eine Investition in unsere Infrastruktur. Es ist eine Investition in die Versorgungssicherheit des Standortes und der Menschen, die auf unsere Medikamente angewiesen sind.“

„Bis 2030 streben wir eine CO2-neutrale* Geschäftstätigkeit an unseren Standorten an. Wir haben dafür schon viel geschafft und noch viele weitere kleine und große Dekarbonisierungsmaßnahmen müssen erfolgen. Das neue Biomasseheizkraftwerk ist einer der ganz großen Schritte, der uns deutlich auf unserem Nachhaltigkeitsweg voranbringt.“ 

Ingo Weiss, Head of Global Environment & Sustainability Management

Wirtschaftsstandort Deutschland: Großinvestition in nachhaltige Technologien

Die Entscheidung für die 205 Millionen Euro Investition wurde im März 2020 getroffen. Rückblickend sei die Fertigstellung des Kraftwerks eine größere Aufgabe gewesen als anfangs gedacht. Es folgten herausfordernde Jahre. Durch die Pandemie wurde die Bauplanung digital und die Beschaffung und Lieferung von Materialien zur Sisyphos-Aufgabe. „Aber wir haben es geschafft. Weil wir als starkes Team über viele Funktionen zusammengearbeitet, uns immer wieder neu erfunden und alles gemeinsam umgesetzt haben.“ Mehr als 3.000 Menschen aus 20 Ländern waren am Bau der Anlage beteiligt. So steht das Projekt beispielhaft für die derzeit laufenden etwa 20 anderen Großinvestitionen in die Infrastruktur und das Produktionsnetzwerk von Boehringer Ingelheim.


Eine Sache sei da noch, sagt Frank, beim Rundgang im Freien vor dem Kraftwerk und zeigt auf einen Grünstreifen neben der Lagerhalle. Es blüht, die Insekten zirpen: „Wir haben den Nachhaltigkeitsgedanken auch außerhalb des Kraftwerks in die Tat umgesetzt.“  Mehr als 30 Bäume wurden gepflanzt, Flächen renaturiert, Zauneidechsen umgesiedelt und dem Bienenfresser eine neue Heimat geboten.

Der Projektleiter nickt zufrieden. Das Werk ist vollendet, die Anlage fertig zum Heizen– das Herz pumpt. 

 

*in Scope 1+2