Unterstützung für verletzte Rettungshunde
Die Arbeit von Retter*innen und Rettungshunden ist perfekt abgestimmtes Teamwork: Hund und Mensch bilden eine Einheit und verstehen sich blind. Ein Rettungseinsatz ist der Moment, in dem sich jahrelanges Training und Vorbereitung auszahlen. Denn Rettungshundestaffeln werden vor allem dann zur Unterstützung gerufen, wenn Menschen vermisst werden – beispielsweise, weil eine an Alzheimer erkrankte Person den Weg nach Hause nicht mehr findet. Dann zählt es, diesen Menschen schnell zu finden.
Bis zu 700 Einsätze zählt der BRH Bundesverband für Rettungshunde jedes Jahr. Hierzu sind rund 700 Teams aus Hund und Hundeführer*in jederzeit einsatzbereit. Ein enormer logistischer Aufwand, zumal die Arbeit mit den Rettungshunden ein Ehrenamt ist. Doch auch die Helfer auf vier Pfoten können erkranken oder sich im Einsatz verletzen. Schnell übersteigen die Behandlungskosten dann das, was die Hundebesitzer*innen selbst mit Hilfe von Versicherungen tragen können. Hier setzt der Fonds für verletzte und erkrankte Rettungshunde an, den Boehringer Ingelheim seit 2019 unterstützt.
Anlässlich der virtuellen Scheckübergabe tauschten sich Betina Prestel, Geschäftsführerin der Boehringer Ingelheim Tiergesundheit in Deutschland, und Jürgen Schart, Präsident des Bundesverbandes für Rettungshunde, im Dezember 2020 zur Rettungshundearbeit aus. Dabei sprachen sie auch darüber, was die Pandemie für die Arbeit mit den Rettungshunden bedeutet. Lesen Sie mehr im Interview.
Betina Prestel, Geschäftsführerin Boehringer Ingelheim Tiergesundheit: Herr Schart, die Pandemie hat für uns alle den Alltag massiv verändert. Wie hat sich Corona auf Ihre Arbeit mit Rettungshunden ausgewirkt?
Jürgen Schart, Präsident Bundesverband für Rettungshunde: Durch die Pandemie gab es Einschnitte in unserer Arbeit, zum Beispiel, weil wir unsere Ausbildungszentren nicht mehr wie vorher betreiben können. Natürlich haben wir alle Hygienemaßnahmen umgesetzt, doch die Kapazität der Zentren ist dadurch um die Hälfte reduziert worden. Dies ist eine Herausforderung, aber ich denke, wir meistern sie gut. Was uns allerdings zu schaffen macht, ist, dass unsere Rettungshundestaffeln keine Spenden auf Weihnachtsmärkten und anderen Veranstaltungen sammeln können. Das macht sich natürlich bemerkbar.
Prestel: Die Arbeit mit Rettungshunden ist ja ein Ehrenamt. Was muss man dafür mitbringen?
Schart: Voraussetzung ist erst einmal, dass man als Mensch eine hohe Motivation mitbringen muss, anderen zu helfen. Die Arbeit bringt ganz unterschiedliche Menschen zusammen. Das kann zum Beispiel auch das technische Interesse daran sein, wie bei einem Einsatz vorgegangen wird. Elementar sind die Liebe zum Hund und das Teamplay zwischen Hund und Hundeführer*in.
Prestel: Verstehe ich es richtig, dass Sie sich ganz genau das Team Mensch und Hund anschauen?
Schart: Ja, eine eingespielte Zusammenarbeit ist die Voraussetzung – übrigens nicht nur für das Team Rettungshund und Hundeführer*in, sondern auch das große Team aus allen beteiligten Suchteams und Einsatzkräften. Darauf legen wir sehr viel Wert. Die Einsätze sind ja nicht nur körperlich herausfordernd, sondern auch psychisch belastend. Das Team kann hier viel auffangen. Es gibt auch manchmal sehr schwierige Momente, in denen der Hund Trost für Einsatzkräfte, Betroffene und Angehörige spenden kann. Die Berührung mit dem Tier kann viel ausmachen.
Prestel: Ich habe selbst zwei Hunde. Könnte ich diese ausbilden lassen? Was muss ein Hund mitbringen, um zum Rettungshund ausgebildet zu werden?
Schart: Optimal ist es, wenn der Hund bereits als Welpe mit dem Training beginnt. Wichtig ist, dass er sozialisiert ist, das heißt, er darf kein Problem mit Artgenossen und Menschen haben. Trainiert wird ausschließlich über positive Bestätigung, sprich Spieltrieb oder Futter. Die zweite Komponente ist die der Hundeführer*in. Wir betrachten nie den Hund alleine, sondern immer das Team. Dieses Team absolviert in bis zu zwei Jahren die Ausbildung mit ca. zwei bis drei Ausbildungsabenden pro Woche und zum Teil auch an den Wochenenden. Hundeführer*innen müssen also viel Zeit investieren, aber wer einmal anfängt, hört selten damit aus. Die Arbeit ist unheimlich bereichernd.
Prestel: Wo werden Rettungshunde denn überall eingesetzt?
Schart: Am häufigsten sind polizeilich beauftragte Suchdienste, weil Menschen vermisst werden. Außerdem helfen Hunde auch bei der Suche nach verschütteten Menschen. Der dritte Einsatzbereich sind Naturkatastrophen. Dabei unterstützen wir weltweit und arbeiten auch mit Rettungs(hunde)-Diensten in anderen Ländern zusammen.
Prestel: Beim Einsatz können die Hunde sich verletzen. Welche Verletzungen sind das typischerweise?
Schart: Erst einmal schützen wir natürlich unsere Hunde. Ein gutes Training wirkt hier vorbeugend, denn der Hund lernt, wie er sich am sichersten in den verschiedenen Geländen bewegt. Dennoch kann es zu Verletzungen wie Kreuzbandrissen oder Schnittverletzungen kommen. Zudem können die Hunde auch erkranken.
Prestel: Hier setzt der Fonds für verletzte und erkrankte Rettungshunde an – welche Hunde haben schon davon profitiert?
Schart: In den letzten zwei Jahren haben etwas mehr als 50 erkrankte oder verletzte Hunde von dem Fond profitiert. Dabei erstattet der Fond die Kosten, die nicht bereits über Unfallkassen und Versicherungen abgedeckt sind und entlastet dadurch maßgeblich die Hundeführer*innen.
Prestel: Eine letzte Frage: Rettungshunde sind ja sehr tüchtig, aber was machen sie eigentlich in ihrer Freizeit?
Schart: Eine gute Frage. Ich denke, das ist wie bei uns Menschen. Auch bei den Hunden gibt es Couch Potatos, die sich gerne entspannen. Viele haben aber mehrere Jobs. Sie arbeiten zum Beispiel neben dem Dienst als Rettungshund als Therapiehund, Reitbegleithund oder betreiben verschiedene Hundesportarten. Beliebt ist auch der Job als Bürohund. In diese Kategorie fallen meine Hunde nebenberuflich. Alle unsere Rettungshunde leben in ihren Familien und sind vor allem ganz normale Familienhunde.