Entdeckung des PRRS-Impfstoffs für Schweine

Vor 28 Jahren gelang Kathy Schlesinger, unserer Kollegin aus dem Bereich Entwicklung in den USA, gemeinsam mit dem virologischen Forschungsteam ein unerwarteter wissenschaftlicher Durchbruch – sie entdeckten und entwickelten einen Impfstoff zum Schutz gegen das Porzine Respiratorische und Reproduktive Syndrom (PRRS). Bis dato hatte die Schweinebranche weltweit jahrzehntelang unter den schwerwiegenden Auswirkungen dieser Erkrankung zu leiden. Und der Weg zu einem Impfstoff war nicht leicht. Es bedurfte jeder Menge Durchhaltevermögen und Willenskraft, um eine Chance zu ergreifen, wie man sie womöglich nur einmal im Leben bekommt: das Virus davon abzuhalten, tausende von Schweinen zu töten.

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Bevor Kathy Schlesinger zu Boehringer Ingelheim kam, arbeitete sie in der akademischen Forschung. Durch ihren beruflichen Wechsel konnte sie nicht nur ihre bisherigen Fähigkeiten einbringen, sondern sich auch neue aneignen, um – wann immer möglich – neue Produkte zu entwickeln. Während ihrer Karriere bei Boehringer Ingelheim hat sich Kathy Schlesinger kontinuierlich weiterentwickelt und hinzugelernt. Für sie stellt jeder Tag eine neue Chance dar. „Vielleicht klappt es nicht gleich beim ersten oder zweiten Mal, aber zumindest hast du dann etwas dazu gelernt. Anschließend nutzt du dieses neue Wissen und versuchst es eben noch einmal“, sagt Kathy. An dieses Credo hält sie sich nun bereits seit 45 Jahren. 

„Der Schlüssel ist, die richtige Passage zu finden“

1991 waren die Umstände andere: Notwendige Ressourcen standen nicht in dem Maße zur Verfügung wie sie es heute tun und Prozesse dauerten länger. Unmittelbar nach Ausbruch der Krankheit versuchten Kathy Schlesinger und das Team, Feldproben von infizierten Schweinen für ihre Arbeit in den USA zu erhalten – kein leichtes Unterfangen. Sie wussten, dass sie für die Entwicklung eines Impfstoffs das Virus isolieren und dann nachweisen mussten, dass es sich dabei um den Erreger handelt. Keiner wusste, wie lange es dauern würde. Niemand hatte bisher die richtige Zelllinie gefunden. Einmal isoliert würden außerdem viele weitere arbeitsintensive Monate zum Entschlüsseln der richtigen Kombination für die Impfstoffentwicklung folgen. Nach einiger Zeit erhielten sie die Probe, und nachdem sie viele Zelllinien ausprobiert hatten, konnte nur eine das Virus isolieren. Sobald das gelungen war, begannen alle Experimente.

Cell line

 „Die Arbeit mit einem Virus in der Zellkultur ist faszinierend. Man muss auf die richtige Abstimmung achten – sie müssen kompatibel sein. Dann gilt es, die richtige Passage zu finden, in der das Virus die Krankheit nicht länger erzeugt, sondern das Tier immunisiert wird“, erklärt Kathy. Ungefähr in der 70. Passage testeten sie das Virus schließlich an trächtigen Säuen und stellten fest, dass die Verabreichung während der Trächtigkeit sicher war. „Dies war der Schlüssel für einen erfolgreichen Impfstoff und ein Gewinn für uns bei Boehringer Ingelheim Manchmal braucht man Hunderte von Versuchen, um die richtige Passage zu finden, aber bei diesem Virus waren es nur 70“, sagt Kathy.

Passage

Im Juni 1994 wurde die erste Zulassung für einen Atemwegsimpfstoff erteilt. Das erleichterte das Vorgehen, als die Zulassung für das reproduktive Syndrom dann anstand – der Weg in die Zukunft war bereits geebnet.  Seitdem ist der PRRS-Impfstoff weltweit ein wichtiges Werkzeug zum Seitdem hat sich der PRRS-Impfstoff ständig weiterentwickelt und dazu beigetragen, die Ansteckung von Schweinen mit diesem Virus auf der ganzen Welt zu verhindern. Kathy Schlesinger und das ursprüngliche Team hätten sich diese weitreichenden Auswirkungen ihrer Entdeckung auf die globale Schweinepopulation niemals erträumen lassen. 

Die Krankheit stoppen, egal wie

„Als Erster auf dem Markt zu sein, bringt eine ganze Reihe von Herausforderungen mit sich, derer man sich erst bewusstwird, wenn sich die Möglichkeit ergibt“, sagt Kathy. Nun galt es für unser Entwicklerteam von Boehringer Ingelheim mit einem Mal, sich um Produkttests, Produktionsprozesse, Markteintritt, Produktschulungen und vieles mehr kümmern. Mittlerweile gibt es dafür jeweils spezialisierte Teams. Die Markteinführung des Produkts war sehr arbeitsintensiv, kam aber dank der Hilfe und Unterstützung vieler Kollegen zu einem erfolgreichen Abschluss. Darüber hinaus haben sie sich mit NOBL Laboratories in Iowa zusammengetan, einem Unternehmen mit umfassenden Kenntnissen der Schweineindustrie perfekt, um gemeinsam neue Marketingherausforderungen anzugehen. Unser Team hat außerdem die ordnungsgemäße Anmeldung für den Eintritt in die EU geplant und sichergestellt. Die Vorwegnahme dieses Schrittes vereinfachte den Ablauf, als der Zeitpunkt für die Einführung des PRRS-Impfstoffs in der EU gekommen war.

Während des gesamten Prozesses hatte das Team stets das wichtigste Ziel vor Augen: die Krankheit mit allen Mitteln aufzuhalten. „Die Krankheit war ja nun einmal Realität und verursachte jede Menge ernste Probleme für Schweinezüchter. Einer neuartigen Erkrankung etwas entgegensetzen und einen Beitrag zu ihrer Eindämmung leisten zu können, ist sehr aufregend“, so Kathy Schlesinger. „Es ist sehr befriedigend, über die wissenschaftlichen Erkenntnisse und die benötigte Expertise zu verfügen und andere beim Schutz ihrer Tiere zu unterstützen.“

Eine Lebensaufgabe

Die Markteinführung des Produkts ist jedoch erst der Anfang. Der Kampf gegen Krankheiten, insbesondere Viren, geht mit großen Herausforderungen einher. Es bedarf kontinuierlicher Überwachung und Kontrolle, da sich das Virus in der realen Welt ständig verändert und das Produkt entsprechend an neue Varianten angepasst werden muss. Die hiermit verbundene Verantwortung geht über Jahre hinaus und falls die Krankheit nicht verschwindet, hört die Arbeit nicht auf. „Man muss ein Hüter des Produkts sein, um es wertvoll und auf dem Markt zu halten“, erklärt Kathy Das macht die Wissenschaft spannend; egal, wie lange es her ist, langweilig wird es Kathy nie.

Kathy's quote
Kathy Schlesinger, Scientist IV, Analytical Methods Development

Es war nicht immer leicht für Kathy. Manchmal gab es unerwartete Ergebnisse. Ergebnisse, die zunächst wie Misserfolge aussahen. „Wenn man jedoch Wissen erwirbt, ist das nie ein Misserfolg, und das kann man mit jedem Versuch erreichen, egal, wie er ausgeht. Du solltest nur von Anfang an jedes Ergebnis, egal ob Reinfall oder Fortschritt, mit anderen teilen. Das gilt auch für frustrierende Erlebnisse oder eine mögliche Kehrtwende. Was man von dem einen Virus lernt, kann möglicherweise an ganz anderer Stelle bzw. bei völlig anderen Krankheiten angewandt oder entsprechend angepasst werden. Wissen deshalb immer weitergeben, man weiß nie, wann es zum nächsten Welterfolg führen könnte.“

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