So wird Chemie umweltfreundlich

Dr. Frank Roschangar leitet Boehringer Ingelheims globales „Green Chemistry“ Programm. Er arbeitet in der chemischen Entwicklung und konzentriert sich auf die innovative, ökonomische und nachhaltige Herstellung von prä-klinischen und klinischen pharmazeutischen Wirkstoffen (kurz: API, Active Pharmaceutical Ingredient). Dabei sucht er insbesondere nach neuen Lösungsansätzen, um den Anteil an pharmazeutischen Abfallstoffen in der Herstellung von APIs zu reduzieren.

 

Dr. Frank Roschangar

“Meine Arbeit birgt eine große Herausforderung: APIs bilden den Grundstein für die Entwicklung innovativer und bezahlbarer Medikamente – bei ihrer Produktion entstehen jedoch zwangsläufig pharmazeutische Abfallstoffe. Als Wissenschaftler finden wir uns nicht mit dem Status quo ab, sondern wollen uns ständig verbessern. Deswegen wollten mein Team und ich einen Anreiz für unsere Kollegen schaffen, den Anteil an pharmazeutischen Abfallstoffen bei der Produktion zu senken und so auch unseren ökologischen Fußabdruck zu minimieren.

Um dieses Ziel zu erreichen, haben wir eine neue Metrik entwickelt: iGAL, mit der wir den Grad an Umweltfreundlichkeit in der Produktion messen. Außerdem haben wir den innovativen Online-Messer für Nachhaltigkeit entwickelt. Beide Metriken veranschaulichen, wieviel Abfall wir im gesamten API-Produktionsprozess einsparen konnten. Zum Beispiel konnten wir mithilfe von iGAL zeigen, dass wir die pharmazeutischen Abfallstoffe bei der Produktion von Boehringer Ingelheim‘s Dabigatran um bis zu 56 Prozent verringert haben.

Mein Wunsch für die Zukunft ist, unsere Metrik weiterzuentwickeln. Ich möchte, dass sie eines Tages standardmäßig in der chemischen Produktion eingesetzt wird. Sie soll Wissenschaftler auf der ganzen Welt motivieren, ihren Produktionsabfall zu minimieren. iGAL ist präziser als andere Metriken und ermöglicht uns realistische Zielsetzungen zur Senkung von Abfallstoffen währende des API-Herstellungsprozesses. Ich glaube, dass wir durch die Standardisierung von iGAL industrieweit einen gesunden Wettbewerb hin zu weniger pharmazeutischem Abfall anregen können. Außerdem hoffe ich, weitere Wissenschaftler zu inspirieren, damit sie sich aktiv für einen gesünderen Planeten und eine gesündere Gesellschaft einsetzen.“