Ein Gespräch mit Madeleine Merz über ihren Einstieg direkt nach dem Master
„Ich möchte meinen Teil zur Gehirnforschung beitragen“
Forschung geht auch ohne Promotion: Madeleine Merz stieg nach ihrem Master direkt bei Boehringer Ingelheim als Technische Assistentin ein. Eine Entscheidung, die sie auch zwei Jahre später nicht bereut.
Madeleine, dein Herz hat schon immer für die Forschung geschlagen...
Ja, ich finde es spannend, Neuland zu betreten. Ich ging schon immer gern den Dingen auf den Grund. Daher lag es fast auf der Hand, diese Leidenschaft zum Beruf zu machen (lacht). Da ich aus der Region komme, war mir Boehringer Ingelheim schon lange ein Begriff und ich habe viel Gutes gehört. Während meines Studiums der pharmazeutischen Biotechnologie ergriff ich dann die Chance, dort mein Praxissemester in einem Labor der „Central Nervous System“-Forschungsabteilung zu absolvieren. Das hat mir so gut gefallen, dass ich einen forschungsorientierten Master anschloss. In diesem lernte ich, psychiatrische und neuronale Erkrankungen besser zu verstehen und Therapien zu optimieren. Für meine Masterarbeit durfte ich dann passenderweise in die Forschungsabteilung zu Boehringer Ingelheim zurückkehren.
Und dann kam die Frage: Wie geht es weiter?
Das stimmt. Gerade in den Naturwissenschaften wäre eine Promotion der typische Weg gewesen. Doch Boehringer Ingelheim zeigte mir an einem Informationstag an der Uni eine Alternative auf. Diese hieß: Probiert es auch mit Bachelor- oder Masterabschluss! Da ich mich bereits so wohl fühlte – die Forschungsarbeit, das Labor, die Kolleginnen und Kollegen – stand schnell für mich fest, direkt eine technische Assistenzstelle anzunehmen. Bis heute arbeite ich in der gleichen Abteilung und bin mir nach wie vor sicher: Ich habe mich richtig entschieden!
Worin unterscheiden sich deine Aufgaben im Vergleich zu einer Promotionsstelle?
Mein Fokus liegt eher in der Praxis. Ich gebe technisch-methodischen Rat, setze Studien in die Tat um und bereite die Ergebnisse auf. So habe ich einen guten Mix aus Labor- und Büroarbeit. Nach einer Promotion wird meist eine Führungsposition angestrebt, da fällt der praktische Teil später weg. Doch genau die Praxis möchte ich nicht missen.
Du sprühst vor Begeisterung, wenn du von deiner Arbeit sprichst…
Ja, weil ich jeden Tag etwas bewirken kann, und das ist doch unglaublich, oder? Ich habe zum Beispiel das Glück, Studiendurchläufe von Anfang bis Ende zu begleiten – das ist definitiv kein Muss für technische Assistenten, aber es macht mir einfach Spaß. Ich recherchiere biologische Hintergründe, untersuche Zellen mittels funktioneller Bildgebung, werte die Ergebnisse aus, verfasse die Datendiskussion und werfe so direkt neue Fragen für Folgestudien auf. Und auch die Präsentation vor der Projektgruppe darf ich übernehmen. Ich finde diese Mischung klasse.
Was genau reizt dich an deiner Forschungsarbeit?
Ich möchte meinen Teil zur Gehirnforschung beitragen. Diese ist sehr komplex. Unsere Aufgabe ist es, verschiedene Ansatzpunkte im Gehirn zu untersuchen, an denen später die Medikamente wirken sollen. In der Frühentwicklung von Arzneimitteln liefern wir so eine wesentliche Grundlage. Dass ich mit meiner Forschung die Behandlung von psychiatrischen Krankheiten wie z.B. Schizophrenie unterstützen kann, erfüllt und motiviert mich. Aus diesem Grund kann ich mir auch vorstellen, für immer in der Forschung zu bleiben – auch ohne Promotion.