Vom Ingenieur zum Psychiater – Arbeitsschutz im Wandel der digitalen Transformation

Bereits Charles Darwin wusste: „Es ist nicht die stärkste Spezies die überlebt, auch nicht die intelligenteste. Sondern eher diejenige die am ehesten bereit ist sich zu verändern.“ Die Digitalisierung verändert das Gesundheitswesen und Boehringer Ingelheim hilft, diesen Wandel zu gestalten und ist längst selbst Erneuerer. Die Produktion wird smarter, die Nutzung von innovativen Informations- und Kommunikationstechnologien wird intensiver. Neue Fertigungs- und Dienstleistungsprozesse werden unseren Arbeitsalltag verändern.  Nicht zuletzt verändert sich das Arbeiten selbst – es wird agiler und kreativer. Die Digitalisierung bietet uns vielfältige Chancen, den Prozess der Innovation, aber auch unsere Wertschöpfungskette insgesamt zu verbessert, in Teilen sogar grundlegend zu transformieren. Ein wichtiger Aspekt sollte in diesem Veränderungsprozess nicht übersehen werden: die ebenso tiefgreifende Veränderung des Konzepts von Arbeitssicherheit und Risikomanagement.

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Dr. Hansjörg Hagels (l.) und Mathias Locher (r.)

Im folgenden Interview geben Dr. Hansjörg Hagels, Leiter der Arbeitssicherheit Deutschland (OSG) und Mathias Locher, Head of EHS Corporate Responsibility, stellvertretend für die „BE Safe“ Initiative von Boehringer Ingelheim, einen Einblick in den Arbeitsschutz der Zukunft. 

Wie wird sich die Arbeit im Zuge der Digitalisierung und Industrie 4.0 verändern?
Hagels: Wir erleben gerade einen Wandel in der Art und Weise wie wir arbeiten, ausgelöst durch die Verbreitung und Entwicklung von digitalen Kommunikationstechnologien. Das ermöglicht unseren Mitarbeitenden unabhängig von Ort und Zeit zu arbeiten. Die Arbeit von Zuhause oder E-Mails am Wochenende und nach Feierabend zu prüfen, ist längst gängig. Dadurch verwischen zunehmend die Grenzen zwischen Arbeit und Privatleben. 
Locher: In der Produktion werden technische Systeme in Zukunft noch stärker die Routinearbeiten übernehmen. Dadurch wird sich der Aufgabenbereich der Erwerbstätigen verändern und komplexer werden. Sie müssen vertiefte Kenntnisse über die Funktionsweisen der technischen Systeme haben, um im Störungsfall oder bei ungeplanten Ereignissen eingreifen zu können.

Welche Entwicklungen haben einen besonderen Einfluss auf die Sicherheit und Gesundheit im Arbeitsalltag?
Locher: Die Mitarbeiter werden in einer viel stärkeren Wechselwirkung mit Maschinen oder IT Systemen stehen. Dadurch geben sie Selbstständigkeit ab und begeben sich in eine gewisse Abhängigkeit von diesen technischen Systemen. Der Verlust zwischenmenschlicher Beziehungen in der Arbeitswelt und damit einhergehend emotionaler Stress und Vereinsamung können die Folge sein.
Hagels: Außerdem erkennen wir schon heute, dass sich durch die Fülle an Informationen und die Schnelllebigkeit der Prozesse, zunehmend mehr Quellen der Ablenkung am Arbeitsplatz entwickeln. Das kann die Mitarbeitenden überfordern oder ihnen sogar schaden. Ein Beispiel dafür sind Unfälle durch Unaufmerksamkeit oder emotionaler Stress.

Wo sehen Sie die größten Chancen?
Hagels: Durch immer besserwerdende selbstorganisierte Produktionssysteme, können in Zukunft vor allem schwere Unfälle verhindert und die Belastung in körperlich schädlichen Arbeitsumfeldern minimiert werden. Den Erwerbstätigen kann nahezu jegliche physische Belastung abgenommen werden.
Locher: Eine besondere Chance, gerade in der Pharmazeutischen Industrie, sehe ich durch den Einsatz von Robotern bei der Arbeit mit chemischen Gefahrstoffen. Dadurch können Erwerbstätige vollkommen vor solchen Gefahrenquellen geschützt werden.

Wo ist der größte Handlungsbedarf?
Locher: Er muss nicht nur die technische und ergonomische Gestaltung von Arbeitstätigkeiten auf den Prüfstand gestellt werden. Vielmehr gilt es die Auswirkungen des Wandel in der Arbeitsorganisation, im Personaleinsatz, in der Arbeitszeitregelung aber auch in der persönlichen Einstellung der Erwerbstätigen zur Arbeit umfänglich zu analysieren.
Hagels: Die mobilen und zunehmend eigenverantwortlichen Mitarbeiter benötigen die Befähigung, mehr Selbstverantwortung für ihre Sicherheit und Gesundheit zu übernehmen. Dies bedarf einer Präventionskultur, die für jeden Mitarbeitenden einen eigenständigen Wert darstellt.

Welche neuen Anforderungen resultieren aus der digitalen Transformation für die Teams der Mitarbeitersicherheit und Gesundheit?  
Locher: In der digitalen Arbeitswelt wird es wichtig ganzheitliche Gefährdungsbeurteilungen durchzuführen, um wirklich alle relevanten Gefährdungsfaktoren und deren Wechselwirkungen zu überblicken. Sicherheit und Gesundheit der Mitarbeitenden bleibt unternehmerische Verantwortung, die vom Arbeitsschutz zu gestalten ist. Erste Adresse der Arbeitsschützer sind hier die Führungskräfte, die die strukturellen Rahmenbedingungen schaffen und eine Präventionskultur fördern.
Hagels: Wenn sich unser Umfeld verändert, müssen auch wir uns verändern. In der Vergangenheit war Arbeitsschutz vor allem durch mechanische Aufgabenbereiche geprägt, doch schon jetzt merken wir, dass unsere Aufgaben viel näher an den Bereich der Psychologie gewandert sind. Dieser Trend wird durch die digitale Transformation noch verstärkt werden.

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