Familienunternehmen Boehringer Ingelheim: ein Arbeitgeber für Generationen
Opa, Schwiegersohn und Enkel. Über ein halbes Jahrhundert arbeitet Familie Krause bzw. Sage bei Boehringer Ingelheim. In verschiedenen Jahrzehnten, Arbeitswelten und Funktionen haben sie unser Unternehmen erlebt und geprägt – oder sind dabei, dessen Zukunft zu gestalten. Eine Geschichte von einer Familie im Familienunternehmen, von Wandel und Beständigkeit, von Wertschätzung und gegenseitiger Anerkennung.
Zu Hause bei Hilde Krause hat alles seinen Platz. Die Fotoalben im Regal sind akkurat sortiert, auf jedem Buchrücken sind fein säuberlich in penibler Handschrift Jahr und Thema der Bildbände notiert. Die 87-Jährige zieht ein dickes, in hellbraunes Leder gebundenes Buch aus der Sammlung. In weißen Lettern steht dort: 1991, Abschied aus Ingelheim: „Das war die Abschiedsfeier für meinen Mann“, sagt sie und legt das Fotoalbum auf den Tisch. 1991. Da war ihr Mann, Peter Krause, verstorben im Jahr 2015, bereits 27 Jahre bei Boehringer Ingelheim beschäftigt. Was ihn so lange gehalten hat? Sie muss nicht lange überlegen: „Die Begeisterung für seine Arbeit und die Menschen, mit denen er zusammenarbeiten durfte.“
Ein absoluter Teamplayer
Als gelernter Grafiker blieb Peter Krause über fast drei Jahrzehnte sowohl seiner Leidenschaft als auch Boehringer Ingelheim treu: mit Druckmedien der Firma ein visuelles und unverwechselbares Gesicht zu geben. „Peter konnte sich nie vorstellen, den Arbeitgeber zu wechseln“, erinnert sich die Witwe. Er war ein absoluter Teamplayer - das wird auf jeder Seite des Fotoalbums deutlich, nur strahlende Gesichter. „Und als die Rente anstand, wollte auch die Firma ihn nur ungern gehen lassen.“ Die gegenseitige Wertschätzung war enorm, für die Arbeit ihres Mannes, aber auch umgekehrt, für die Sicherheit, die das Unternehmen der Familie bot. Das habe ihr, die sich zu Hause um die drei Kinder kümmerte, eine gewisse Ruhe gegeben, sagt Hilde Krause, und blickt auf das Foto ihres Mannes. Da sitzt er an seinem Schreibtisch, ganz ohne Computer, zwischen Papierstapeln, zufrieden in die Kamera lächelnd.
Großes Verantwortungsbewusstsein
Eine Arbeitswelt ohne Rechner, die kann sich Günther Sage, Schwiegersohn von Hilde und Peter Krause, nicht mehr vorstellen. Der gelernte Elektroingenieur hat bei Boehringer Ingelheim dort seine Heimat gefunden, wo das Datenherz des Unternehmens schlägt: im Rechenzentrum der Firmenzentrale, dem heutigen IT-Gebäude - nur einen Katzensprung von jenem Verwaltungsbau entfernt, in dem der Schwiegervater jahrelange ein und aus ging. Als heutiger Leiter des Bereichs IT Infrastructure Custom Data Center Solutions hat Günther Sage in den letzten Jahrzehnten den Ausbau der globalen Dateninfrastruktur mitbegleitet. Das etwa 400 Quadratmeter große Rechenzentrum, das es in Ingelheim gleich in zweifacher Ausführung gibt, kennt er in- und auswendig. Im Inneren reihen sich große Rechnertürme, Server, Router aneinander. Es ist laut, Abluft bläst durch die Flure, alles läuft auf Hochtouren. Hier werden all die Daten verarbeitet und gesichert, die im Unternehmen Tag für Tag entstehen und deren Wert, vor allem für die Forschung, so essenziell ist.
Auch Günther Sage war 27 Jahre im Unternehmen, im Herbst wird er in den Ruhestand gehen. Wenn er auf sein Arbeitsleben zurückblickt und erzählt, nutzt er Begriffe wie Stolz und Dankbarkeit, Vertrauen und Zusammengehörigkeit: „Ich hatte immer das Gefühl, dass in dieser Firma der Mensch im Mittelpunkt steht und jeder einen Beitrag leisten kann.“ Er merke das im Umgang, in der Kommunikation, aber auch in den Projekten selbst, wo der Fokus auf langfristigen Erfolgen und Qualität liege statt auf schnellen Gewinnen. „Hier kümmert man sich, so wie man sich zu Hause um die Familie kümmert: mit großem Verantwortungsbewusstsein.“
Wenn Günther Sage im Herbst den Rechner ein letztes Mal herunterfährt, wird er wohl etwas wehmütig sein. Aber er weiß, dass alles in guten Händen liegt, in der eigenen Abteilung und darüber hinaus. Den Familien-Staffelstab hat er schon weitergegeben: Sein Sohn, Emil Sage, ist im ersten Ausbildungsjahr zum Elektroniker für Automatisierungstechnik.
Familiärer Zusammenhalt
Der Weg von Emil Sage zu Boehringer Ingelheim verlief über Umwege. Erst Fachabitur, dann allgemeine Hochschulreife, vier Semester Informatik-Studium, schließlich Krankendienstfahrer im Bundesfreiwilligendienst. Seit September drückt er wieder die Schulbank, mit 25 Jahren sei er der Opa der Klasse. „Aber ich bringe auch schon etwas mit, Fachwissen und Lebenserfahrung. Und: Ich habe auch schon gesehen, wie ich nicht arbeiten möchte“, erklärt er und denkt an die Zeiten im Fahrdienst zurück, stetig unter Strom und im Stress, keine Zeit für Zwischenmenschliches.
Das sei jetzt anders. Ab Tag eins hätte er sich im Unternehmen wohlgefühlt, die Atmosphäre auf dem Campus, der familiäre Zusammenhalt unter den Auszubildenden – der Vater hatte also nicht zu viel versprochen als er dem Sohn eine Ausbildung im Unternehmen vorschlug. Dabei hatte der Sohn die Firma schon immer unbewusst, aus Kinderaugen, positiv wahrgenommen. Erst war es das coole Diensthandy des Vaters (ein BlackBerry), dann die flexiblen Arbeitszeiten: „Ich konnte sehen, was es konkret heißt, Karriere und Privatleben unter einen zu Hut bringen.“ Das habe ihn überzeugt.
Die Geschichte der Familie im Familienunternehmen ist noch nicht auserzählt, denn auch Emil Sage will langfristig ankommen. Als Automatisierungsfachmann wird er dabei mithelfen, Fabrikanlagen zu modernisieren, sodass die Maschine lästige Aufgaben übernimmt und der Mensch sich auf das Wesentliche, die Innovationen von Morgen, konzentrieren kann. Und wer weiß, vielleicht gibt auch er den Staffelstab irgendwann weiter.