Innovation in der Produktion: Verpackung von Kleinstchargen
Verpackungsmaschinen in der Pharmaproduktion sind vor allem auf Arzneimittel ausgerichtet, die in großen Stückzahlen hergestellt werden: Mengen von mehr als 100.000 Exemplaren pro Medikament sind die Regel. Anders sieht es bei Arzneimitteln aus, die nur in kleinen Mengen produziert und verpackt werden, sogenannten Kleinstchargen. Hier sind herkömmliche Verpackungsmaschinen aufgrund der langen Auf- und Umrüstzeiten zumeist ineffizient. Ein Problem, mit dem sich die Produktionsexperten von Boehringer Ingelheim in den vergangenen Jahren intensiv beschäftigt haben.
„Am Markt gibt es bislang keine Verpackungsmaschinen, die auf Kleinstchargen in unserem Prozess ausgerichtet sind. Dabei gibt es hier einen hohen Bedarf“, erklärt Janik Jack, Projektleiter von FuturePack bei Boehringer Ingelheim. „Beispielsweise werden bei onkologischen Präparaten häufig nur Kleinstmengen von 20 bis 30 Packungseinheiten benötigt. Deshalb haben wir uns im Jahr 2019 entschlossen, eine eigene Verpackungsmaschine zu entwickeln, die speziell auf Kleinstchargen ausgerichtet ist.“
Knapp drei Jahre hat diese Entwicklung in Zusammenarbeit mit dem Sondermaschinenhersteller Goldfuss engineering aus Balingen bei Stuttgart gedauert. „Es hat lange gebraucht bis wir einen geeigneten Partner gefunden haben, der in der Lage war, gemeinsam mit uns eine Maschine nach unseren Bedürfnissen zu fertigen. Diese Sondermaschine ist weltweit einmalig“, sagt Jack. Seit März 2021 verpackt die neue FuturePack-Maschine nun Kleinstchargenmengen am Standort in Ingelheim.
Was ist das Besondere an FuturePack?
Die FuturePack produziert vollkommen automatisiert: Sie rüstet sich selbstständig, entnimmt die unbedruckten Blankoblister aus dem Kunststofftray, druckt das gewünschte Layout und führt die Blister zurück in ein Tray. Die Maschine verpackt dabei ab dem ersten Exemplar Marktware. Mit acht Blistern pro Minute ist die FuturePack zwar langsamer als herkömmliche Maschinen Da die Rüst- und Umstellzeiten bei der FuturePack aber deutlich kürzer sind als bei herkömmlichen Maschinen, verpackt sie insgesamt schneller. Hohe Flexibilität bietet die FuturePack durch das modular aufgebaute Shuttlesystem. Dieses kann flexibel an Veränderungen, neue Produkte und Strategien angepasst werden.
Auch in Sachen Nachhaltigkeit kann die FuturePack punkten. Durch die unmittelbare Verpackung von Marktware wird Abfall vermieden, der bei einem herkömmlichen Maschinenanlauf entstehen würde. Darüber hinaus arbeitet das automatisierte Drucksystem nicht mehr mit Druckmatten (Klischees), sondern liest die Layoutinformationen über einen Data-Matrix-Code ein, welcher eine entsprechende PDF Datei lädt. Das trägt ebenfalls zur Müllvermeidung bei.
„Mit der FuturePack können wir unser Produktionsnetzwerk in der Tablettenproduktion bei Boehringer Ingelheim weiter gezielt optimieren“, bilanziert Holger Holakovsky, der die Feststoffproduktion am Standort Ingelheim leitet. „Unsere Kolleginnen und Kollegen aus dem Projektteam haben gemeinsam mit unserem Partner Goldfuss eine Maschine entwickelt, die unsere Arbeit effizienter und nachhaltiger macht. Ein schönes Beispiel für unternehmerische Initiative innerhalb unseres Unternehmens.“