Jeder Husten zählt

Der Kampf gegen Equines Asthma ist wichtig, um die Lebensqualität vieler Pferde weltweit zu verbessern. Denn gering- bis mittelgradiges Equines Asthma ist die zweithäufigste Ursache für eine Leistungsintoleranz. In ihrer hochgradigen Form beeinträchtig die Krankheit das Wohlbefinden des Pferdes, ein Leben lang. Die richtige Behandlung kann hier den entscheidenden Unterschied machen. 

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Laut Studien leiden bis zu 80 Prozent aller Pferde, vor allem jüngere, an gering- bis mittelgradigem Equinen Asthma1,2,3. Hochgradiges Equines Asthma betrifft insgesamt zwar weniger Pferde, diese jedoch gravierend: Es verursacht ernsthafte Schäden in der Pferdelunge und beeinträchtigt die Lebensqualität erheblich. Wie also können Besitzer Equines Asthma früh entdecken, um einen schlimmeren Krankheitsverlauf zu verhindern und dem Pferd wieder mehr Lebensqualität zu schenken?

Husten kann ein frühes Anzeichen sein
Es ist sehr schwierig, die gering- bis mittelgradige Form von Equinem Asthma zu erkennen. Die Symptome sind sehr subtil. Auf das ungeübte Auge wirken betroffene Pferde immer noch fit und leistungsfähig, sogar im Pferdesport. Sie haben noch Kraft und Ausdauer, ihr volles Potenzial können sie jedoch nicht mehr ausschöpfen. Das verlässlichste Anzeichen für Equines Asthma ist daher Husten, selbst wenn dieser nicht häufig auftritt. „Da Pferde Fluchttiere sind, verstecken sie Anzeichen von Krankheit instinktiv. Deshalb sollten Pferdebesitzer jedes noch so kleine Symptom ernst nehmen und nicht zögern, ihren Tierarzt zu kontaktieren“, erklärt Julius Krawczyk, Technical Manager und Tierarzt bei Boehringer Ingelheim. Denn ohne Diagnose und anschließende Behandlung kann sich der Zustand verschlimmern und einen schweren chronischen Verlauf nehmen.

Ein stark beeinträchtigtes Leben
Bei hochgradigem Equinen Asthma ist hingegen auch für Laien offensichtlich, dass das Pferd schwer krank ist. So versucht es beispielweise, möglichst jede Bewegung zu vermeiden, da dies zu viel Kraft kostet. Die Atmung wird schwer und kurz, es bekommt zu wenig Luft. Die Atemprobleme können das Pferd in Panik versetzen, das Wohlbefinden leidet erheblich. „Das Leben eines asthmatischen Pferdes ist sehr eingeschränkt – wie auch bei Menschen mit Asthma“, so Julius Krawczyk. Wie also entstehen diese schweren Beeinträchtigungen?

 

Ursache und Wirkung

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In der Mehrheit der Fälle entsteht Equines Asthma durch zu viel Staub in den Stallungen, vor allem durch Heu und Stroh. Winzige Staubpartikel gelangen in die Atemwege und reizen die Lunge.

Verschiedene Faktoren führen dann zu verengten Bronchien. Eine erhöhte Schleimproduktion erschwert das Luft holen, dazu kommen bronchiale Obstruktionen. Bronchiale Obstruktionen entstehen, wenn sich die Muskeln rund um die Atemwege automatisch verengen und so noch weniger Luft durchlassen. Im fortgeschrittenem Stadium findet dann ein Umbau der Atemwege statt. Experten nennen diesen Vorgang „Remodelling“. Hierbei verlieren u. a. die Kollagenfasern ihre Elastizität. In der Folge kann die Lunge sich nicht mehr so ausdehnen, wie sie es eigentlich müsste und nimmt weniger Luft auf als zuvor. 

Wenn Equines Asthma zu spät erkannt wird, kann auch eine wirksame Therapie diesen Prozess nicht mehr vollständig rückgängig machen. Dennoch gilt: Durch die richtige Behandlung können Pferdebesitzer die Krankheit dauerhaft lindern und die Lebensqualität ihrer Pferde verbessern. 

Erster Schritt: Die Veränderung der Haltung 
Sowohl bei gering- und mittelgradigem wie hochgradigem Equinen Asthma gilt: Pferdebesitzer sollten als erstes die Haltungsbedingungen optimieren. Dabei sollten sie vor allem das Aufkommen von Staub vermeiden. Etwa, indem man das Heu befeuchtet oder auch das Stroh durch Späne ersetzt. Auch sollte sich der Heuboden nicht direkt über dem Stall befinden. Indem Besitzer ihr Pferd aus der Box nehmen, wenn sie die Stallungen auskehren, vermeiden sie, dass das Pferd den aufgewirbelten Staub einatmet. Außerdem hilft frische Luft: das Pferd so viel Zeit wie möglich auf der Weide verbringen lassen oder auf Offenstallhaltung umsteigen! 

Aber Vorsicht: Falls das betroffene Pferd an der sehr seltenen sommerweide-assoziierten Form von Equinem Asthma (SPAOPD) leidet, gilt das Gegenteil. In diesem Fall sollte das Pferd möglichst in der Box bleiben, da Allergene auf der Weide diese Form der Krankheit auslösen, nicht Staub. 

Die Krankheit effektiv angehen
Pferdehaltern wird empfohlen, sich mit ihrem Tierarzt in Verbindung zu setzen, um sich über die für ihr Pferd richtigen Maßnahmen gegen Equines Asthma zu informieren. Nicht immer reicht eine Änderung der Haltungsbedingungen aus. Dann kann der Tierarzt zu weiteren Behandlungsmöglichkeiten greifen. So hemmen einige Medikamente die Entzündung, ermöglichen es dem Lungengewebe, sich wieder auszudehnen und reduzieren die Schleimproduktion. 
Trotz Equinem Asthma ist ein aktives Leben für das Pferd möglich. Die richtigen Maßnahmen ergreifen und sich eng mit dem Tierarzt abstimmen kann die Krankheit in vielen Fällen verhindern oder die Symptome mildern. Damit das Pferd sich wieder besser fühlen und seine volle Leistungsfähigkeit zurückerlangen kann. 

Referenzen

  • Mazan, M.R., 2015. Update on noninfectious inflammatory diseases of the lower airway. Veterinary Clinics: Equine Practice, 31(1), pp.159-185.
  • Burrell, M.H., Wood, J.L.N., Whitwell, K.E., Chanter, N., Mackintosh, M.E. and Mumford, J.A., 1996. Respiratory disease in thoroughbred horses in training: the relationships between disease and viruses, bacteria and environment. Veterinary Record, 139(13), pp.308-313.
  • Wasko, A.J., Barkema, H.W., Nicol, J., Fernandez, N., Logie, N. and Léguillette, R., 2011. Evaluation of a risk‐screening questionnaire to detect equine lung inflammation: results of a large field study. Equine veterinary journal, 43(2), pp.145-152.