„Ich bin mir absolut sicher, dass dieser Job genau der richtige für mich ist. Ich habe mich auch darauf beworben – aber kurz danach kam schon die Absage. Ich verstehe das einfach nicht! Ständig bekomme ich Absagen. Was mache ich denn bloß falsch?“
Immer wieder begegne ich Menschen, die felsenfest davon überzeugt sind, dass sie ganz genau auf eine Stellenausschreibung passen und eine Bereicherung für ein Unternehmen wären. Und dann aber enttäuscht sind, wenn sie die von ihnen favorisierte Stelle nicht bekommen. Geschweige denn überhaupt zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen werden.
Wenn ich mir dann die Bewerbungsunterlagen dieser Menschen anschaue, wird mir meist schnell klar, woran das liegen könnte. Es fehlt einfach die sprachliche Passung zwischen den Stelleninhalten und -anforderungen sowie dem, was die Bewerber*innen dazu in ihren Bewerbungsschreiben anbringen. Aber wirkliches Eingehen auf die Stellenanzeige ist gefragt: inhaltlich und sprachlich.
Die Stellenanzeige verrät: „Was wollen die eigentlich von mir?“
Zunächst musst du dich damit vertraut machen, was denn die Erwartungen des Unternehmens an DICH sind. Die wirklich wichtigen Informationen hierzu sind gar nicht schwer zu finden: Sie stehen in der Stellenausschreibung! Mein Tipp: Nimm ernst, was da steht. Gehe gedanklich und inhaltlich in deiner Bewerbung darauf ein. Denn in der Stellenanzeige steht genau drin, „was die wirklich von mir wollen“.
Dort wird ausgeführt, was du in deiner neuen Tätigkeit zu verantworten hast und durch welche Qualifikationen, Eigenschaften und Verhaltensweisen du dich auszeichnen sollst. Und dann musst du dir Gedanken darüber machen, ob und inwieweit du diese Erwartungen erfüllen kannst. Hier kommt es darauf an, sich intensiv mit sich selbst auseinanderzusetzen.
Was ist es, das dich als Individuum auszeichnet?
Welche deiner persönlichen Fähigkeiten und Eigenschaften sind bei dieser Stellenausschreibung besonders gefragt? Wie kannst du dich also von all deinen Mitbewerbern abheben? Mein Tipp: Frage mal in deinem Freundes- und Bekanntenkreis oder auch in deiner Familie nach, was man am meisten an dir schätzt. All diese Menschen kennen dich nämlich besonders gut. Und werden dir vielleicht auch Eigenschaften nennen, die du für selbstverständlich und damit für nicht sonderlich erwähnenswert hältst. Aber genau diese können bei der konkreten Bewerbung besonders gefragt sein und DEINE Stärken ausmachen.
Über deine ganz persönlichen Stärken und Leidenschaften kannst du aber auch das Internet befragen. Dort finden sich zahllose Persönlichkeitstests, die eine gute Hilfe sein können. So hebest du dich von all den immer gleichen, immer ähnlich formulierten Bewerbungen ab.
Bitte keine Floskeln!
Nachdem du dir über deine persönlichen Stärken klar geworden bist und darüber, wie du diese im Hinblick auf die ausgeschriebene Stelle einbringen kannst, kann es mit dem Schreiben der Bewerbung losgehen.
Dabei ist die größte Hürde oft der erste Satz. Der richtige Einstieg fällt vielen Bewerber*innen schwer. Dann werden Allgemeinplätze bemüht, wie „Boehringer Ingelheim ist für mich ein innovatives, renommiertes und facettenreiches Unternehmen, in dem ich meinen beruflichen Weg gerne starten möchte“ oder „Ich möchte mich gerne in Ihrem innovativen und erfolgreichen Unternehmen mit meinen theoretischen sowie praktischen Erfahrungen einbringen“ oder „Gerne würde ich mit meinem Wissen und meinen Fähigkeiten Boehringer Ingelheim bei seinem Erfolgskurs unterstützen“. Doch das sind alles Floskeln, die man auch auf unzählige andere Unternehmen anwenden kann und eben nicht die ganz eigene Spezifität eines Unternehmens aufzeigen. Und die nicht einmal auf die Branche eingehen oder auf den Stellenwert des Unternehmens in dieser Branche.
Die richtige Passung
Was heißt denn nun aber „Passung“? „Was soll ich denn sonst schreiben?“, fragst du dich sicherlich. Ich versuche mal, dir das anhand eines Beispiels zu vermitteln. Dafür ist es notwendig, dass du deinen Blickwinkel änderst. Stelle dir vor, du bist nicht mehr Bewerber*in, sondern Führungskraft und auf der Suche nach jemandem für dein Team. Nehmen wir an, du suchst jemanden für die Qualitätskontrolle in der biopharmazeutischen Produktion von Boehringer Ingelheim. In all den Anschreiben, die du tatsächlich bis zum Ende durchliest und die dich begeistern, wird nämlich nicht einfach nur der Lebenslauf nacherzählt und ausgeschmückt.
Vielmehr wird Bezug genommen auf die Herausforderungen, denen du dich mit deinem Team stellen musst. Wenn du das Gefühl hast, da hat sich jemand ernsthaft Gedanken darüber gemacht, was deine Abteilung tagtäglich leistet und sich damit auch noch identifizieren kann, möchtest du diesen Menschen gern kennenlernen.
Keine „0815“-Bewerbung
In unserem geschilderten Fall beispielsweise fällt dir besonders ein Anschreiben auf, in dem eine Kandidatin in ihrer Einleitung etwas weiter ausgeholt und geschrieben hat, dass derzeit nur etwa ein Drittel der bekannten Krankheiten weltweit adäquat behandelt werden können. Demzufolge möchte die Kandidatin ausdrücklich in einem forschenden Pharmaunternehmen wie Boehringer Ingelheim arbeiten. Weiter schlägt sie dann die Brücke zu den Biopharmazeutika, die bei Boehringer Ingelheim voll auf Wachstumskurs stehen und neue, zusätzliche Chancen für viele Patienten eröffnen, sowie zur Qualitätskontrolle, auf die sie sich persönlich spezialisiert hat.
Du bist begeistert. Das hört sich doch schon mal gut an. Das ist keine „0815“-Bewerbung, bei der nur der Unternehmensname ausgetauscht wurde. Hier hat die Bewerberin sich nämlich detaillierter über das Unternehmen informiert und geht explizit auf Besonderheiten von Boehringer Ingelheim ein. Die nächste Hürde für die Kandidatin ist nun natürlich noch, dass sie auch zu den gewünschten „Soft Skills“ der Stellenausschreibung passt.
Persönliche „Soft Skills“ konkret machen – mit Blick auf die Stelle!
Bei den „Soft Skills“ ist es von entscheidender Bedeutung, dass in der Bewerbung nicht einfach nur persönliche Eigenschaften aufgezählt (behauptet), sondern diese auch mit Beispielen belegt werden. Darüber hinaus sollten insbesondere diejenigen „Soft Skills“ ins Feld geführt werden, die eine hohe Relevanz für genau die ausgeschriebene Position haben.
Nehmen wir an, in einer Aufgabenbeschreibung steht, dass du zukünftig für die „Konzeption und Durchführung zielgruppenspezifischer Schulungen zur Arbeitssicherheit“ verantwortlich sein wirst. Hier geht es also um zwei Anforderungen: konzeptionelle/pädagogische Fähigkeiten und Kenntnisse der Arbeitssicherheit.
Auf die „Soft Skills“ bezogen, solltest du dir zuallererst überlegen, was es bedeutet, konzeptionelles Geschick zu haben und Schulungen zu halten. Hinsichtlich deiner konzeptionellen Fähigkeiten kannst du dann vielleicht unter anderem all das aufführen, was dein strategisches und planvolles Vorgehen unterstreicht. Um hingegen zu signalisieren, dass du für die Durchführung von Schulungen geeignet bist, kannst du anmerken, dass dir schon oft hervorragendes Feedback zu deinem pädagogischen Geschick gegeben wurde und du gern andere Menschen mit deinen Präsentationen begeisterst. Deine Kenntnisse in der Arbeitssicherheit stehen dann noch mal auf einem anderen Blatt.
Statt „Copy and Paste“ – authentisch bleiben!
Es geht nicht darum, dass du jetzt diese Sätze kopieren sollst. Wichtig ist, dass deine Einzigartigkeit, deine individuelle Art aus der Bewerbung herauszulesen ist. Finde deine eigenen Beispiele, die belegen, dass du die geforderten Erwartungen erfüllst. Es wird keine allgemeingültigen Floskeln geben, die für jede Stellenausschreibung passen oder auch für jeden Menschen geeignet sind.
Die Aufgabe besteht darin, eine sprachliche Verknüpfung zwischen den formulierten Erwartungen und deinem ganz individuellen Profil herzustellen. Zugegeben, es steckt sehr viel Arbeit im Formulieren einer wirklich passenden Bewerbung. Aber der Aufwand lohnt sich in jedem Fall! So hebst du dich nämlich garantiert von weniger aussagekräftigen Bewerbungen ab.
Mit einem Satz: Wecke Begeisterung! Ich wünsche dir alles Gute bei deiner Bewerbung für deinen Traumjob!
Autorin: Jana von Puttkamer