Bodensanierung „Gipsteich“ – Interview mit Verantwortlichem  

Martin Beck, bei Boehringer Ingelheim für die Sanierung von Altablagerungen zuständig, erläutert das neueste Sanierungsprojekt. 

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Das neue Bodensanierungsprojekt trägt einen, auf den ersten Blick, ungewöhnlichen Namen. Wie kam es zu dem „Gipsteich“?
In dem Bereich der Landesstraßen 428 und 419 befinden sich ehemalige Sand-, Kies- und Tongruben. Diese Gruben, die zum Werksgelände von Boehringer Ingelheim gehören, wurden bis in die 1970er-Jahre nach den damals üblichen und genehmigten Verfahrensweisen mit Reststoffen aus der chemischen Entwicklung und Produktion verfüllt. Das darin enthaltene Calciumsulfat („Gips“) gab dieser Fläche ihren Namen.

Nach wie vor kann man geringe Mengen von wasserlöslichen Ablagerungsresten im Grundwasser nachweisen. Was unternimmt Boehringer Ingelheim dagegen?
Seit 1987 nehmen wir deshalb das belastete Grundwasser mithilfe von Brunnen auf, behandeln es in der werkeigenen Kläranlage und führen es gereinigt dem Oberflächengewässer zu. Durch die Sanierungsmaßnahmen soll diese Grundwasserentnahme sukzessive reduziert werden, um langfristig neben der Schadstoffrückhaltung auch eine hydraulische Entlastung des Grundwasserleiters zu erzielen. Dies geschieht in Abstimmung mit der Überwachungsbehörde SGD Süd und gestützt auf ein engmaschiges Überwachungsprogramm für das Grundwasser.

Wie wird die Bodensanierung am „Gipsteich“ verlaufen?
In einem ersten Schritt haben wir als bauvorbereitende Maßnahme Rodungen an der Böschung entlang des „Gipsteiches“ durchgeführt. Dabei wurde der Eingriff in den Gehölzbestand gezielt auf ein Minimum reduziert. Bei der eigentlichen Bodensanierung erfolgt die Sicherung der abgelagerten Stoffe in Form einer umschließenden Dichtwand, wie bei der gerade abgeschlossenen Sanierung „Alte Deponie“. Danach werden Teile der Fläche mit zusätzlichem Boden angefüllt und durch ergänzende Gehölzpflanzungen wieder in einen naturnahen Zustand gebracht.

Welche Auswirkungen ergeben sich dadurch für die Verkehrsführung?
Die Binger Straße wird voraussichtlich vom 4. Quartal 2021 bis ins 2. Quartal 2022 halbseitig gesperrt werden. Eine entsprechende Umleitung wird eingerichtet. Diese Maßnahme erfolgt in enger Abstimmung mit der Stadt Ingelheim sowie mit dem Landesbetrieb Mobilität Rheinland-Pfalz. Für eine effiziente und zügige Sanierung ist dieser Schritt notwendig.

Was müssen die Anwohner, neben der geänderten Verkehrsführung, beachten?
Es könnte sein, dass man sporadisch im Umfeld der Sanierungsarbeiten einen Geruch wahrnimmt, der an faule Eier erinnert. Dabei handelt es sich im Regelfall um Schwefelwasserstoff, das vor allem im unteren Gipsschlammbereich vorhanden ist und bei den Arbeiten zum Dichtwandbau an die Oberfläche gelangen kann. Weitere Gase im Bereich der Altablagerung sind Methan und Kohlendioxid. Diese typischen Deponiegase können bei allen natürlichen Abbauprozessen auftreten, wenn nicht ausreichend gasförmiger Sauerstoff zur Verfügung steht. Solche Prozesse werden in Kläranlagen genutzt, um den Klärschlamm energetisch zu verwerten.

Geht von diesen Gasen eine Gefahr aus?
Nein, die Situation ist sicher. Bodenluftuntersuchungen im Umfeld der Altablagerung haben gezeigt, dass es zu einem wirksamen Abbau dieser Gase in der Bodenluft kommt. Hinweise auf mögliche Schadstoffgehalte in den oberen Bodenschichten oder eine aktive Deponiegasbildung liegen nicht vor. Bei der Sanierungsplanung fand dieses Thema zudem besondere Beachtung. Sollte es während der Arbeiten zum Austritt von Deponiegasen an der Oberfläche kommen, werden die Gase gezielt abgesaugt und in geeigneten Einrichtungen wie Aktivkohlefiltern zurückgehalten oder verarbeitet. Trotzdem kann es zu Geruchsbelästigungen kommen, da unsere Nase ein sehr effektives und empfindliches Messgerät ist. Durch die Sanierungsprojekte verfolgen wir das Ziel eines altlastensanierten Standortes. Die Sicherheit der Anwohner und des Sanierungspersonals steht für uns dabei an oberster Stelle.

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