Frauen in Führung: Dr. Ulrike Gräfe-Mody über Work-Life-Balance und Diversity

Dr. Ulrike Gräfe-Mody erzählt von ihrem Werdegang, der immer wieder von Diversity geprägt war. Außerdem teilt sie einen privaten Einblick in ihr Modell der Work Life Balance.

Dr. Ulrike Gräfe-Mody, welche Rolle hat Diversity bisher in Ihrem Werdegang gespielt?

„Das Studienjahr in Großbritannien und die Zeit, die ich während meines Doktorandenstudiums im Forschungslabor in den USA verbracht habe, waren für meine spätere Entwicklung sehr prägend. Ich war Teil einer extrem diversen Gruppe von Studierenden aus aller Welt. Ich mochte die verschiedenen Kulturen, die Geschlechtervielfalt und die unterschiedlichen Weltanschauungen, die ich interessant, manchmal herausfordernd, aber immer inspirierend fand. 

Insbesondere wenn es um Zusammenarbeit ging, spürte ich den Nutzen eines diversen Teams: Wir kamen aus verschiedenen Bildungssystemen mit unterschiedlichen akademischen Schwerpunkten und Ansätzen zur Problemlösung. Beispielsweise war das Studium meiner Kommiliton*innen aus Indien stark auf Mathematik ausgerichtet; daher lösten sie die gestellten Aufgaben, noch bevor andere die Problemstellung beendet hatten. Die deutschen Studierenden verfügten im Vergleich zu den anderen über eine wesentlich bessere Kenntnis der chemischen Strukturen von Arzneimitteln. So leistete jeder mit unterschiedlichen Kompetenzen und Fähigkeiten seinen Beitrag. An diesem Punkt habe ich beschlossen, dass ich in einer globalen Funktion arbeiten und nach meiner Promotion diese Dynamik in meiner beruflichen Karriere beibehalten möchte.“

Inwiefern profitiert Ihr Team mittlerweile im Arbeitsalltag von den unterschiedlichen Diversity-Dimensionen?

„Die Mischung aus Fähigkeiten, Einfallsreichtum und unterschiedlichen Ansätzen zur Problemlösung ist entscheidend für unser Geschäft. Der Wert unserer Produkte wird durch Innovationen angetrieben. In diesem frühen Stadium der Arzneimittelentwicklung, in dem mein Team involviert ist, braucht man eine visionäre und kreative Denkweise, um sich vorstellen zu können, was unsere Kunden auf der ganzen Welt in etwa fünf bis zehn Jahren schätzen werden. Deshalb ist es natürlich wichtig, dass die Schlüsselregionen auch in unseren globalen Teams vertreten sind.“

Diversity treibt Innovation. Würden Sie das so unterschreiben?

„Basierend auf meinen bisherigen Erfahrungen bin ich davon überzeugt, dass diverse Teams unser Schlüssel zur Innovation und Bewältigung der vor uns liegenden Herausforderungen sein werden. Unser Ziel ist es, den Patienten, der Gesellschaft und dem Gesundheitswesen durch Innovationen Nutzen zu bringen. Und Innovation wird durch die Vielfalt verschiedener Denkansätze angetrieben.“

Dr. Ulrike Gräfe-Mody über Diversity und Innovation

Viele Talente sehen sich vor die vermeintliche Entscheidung zwischen Karriere und Familie gestellt. Wie sieht Ihr Work Life Balance Modell aus?

„Mein Mann und ich arbeiten beide in Vollzeit und haben zwei Kinder, was für uns eine Herausforderung und Freude zugleich ist. Ich glaube, das kann nur funktionieren, wenn sich beide Partner die Verantwortlichkeiten zu Hause teilen und ihre beruflichen Bedürfnisse gegenseitig respektieren. Da mein Mann als Pendler täglich zwei bis drei Stunden im Berufsverkehr verbringt, arbeite ich gewöhnlich spätnachmittags von zu Hause aus, damit ich da bin, wenn die Kinder aus der Schule kommen. Es bedarf eines gewissen Maßes an Organisation, Selbstmanagement und Disziplin, sowohl Berufs- als auch Familienleben unter einen Hut zu bringen; doch wir empfinden es beide als sehr lohnend.“

Welche Fähigkeiten haben Sie durch die Kindererziehung entwickelt, von denen Sie auch im Berufsleben profitieren?

„Während meine Flexibilität bezüglich Geschäftsreisen und Präsenzmeetings am späten Nachmittag für ein paar Jahre eingeschränkt ist, wachsen stattdessen andere Fähigkeiten wie Führungsqualitäten und Systemdenken. Beispielsweise sorgten meine zwei Kinder für das intensivste Führungstraining, das ich jemals erlebt habe. Ich glaube, sie schätzen die gleichen Verhaltensweisen wie meine Kolleg*innen , dabei ist ihre Rückmeldung wesentlich unmittelbarer, unverblümter und beständiger. Es ist wichtig, mit gutem Beispiel voranzugehen, klare Anweisungen zu geben, Versprechen zu halten und zuzuhören. Andernfalls weiß man direkt, dass es nicht funktioniert, und diese Erfahrungen lassen sich gut auf das berufliche Leben übertragen.“

Für Sie basiert die Zukunft also auf geteilten Verantwortlichkeiten?

„Jede Familie versucht die Konstellation zu finden, die ihren Bedürfnissen am besten entspricht. Wenn man ein Modell mit geteilten Verantwortlichkeiten wählen möchte, so gibt es hoch angesehene, leistungsstarke männliche und weibliche Führungskräfte bei Boehringer Ingelheim, die Verantwortlichkeiten in ihren Familien teilen und dies nicht streng als eine Entscheidung entweder für den Beruf oder für die Familie erachten. Ich denke, wir brauchen Vorbilder, die jungen und insbesondere weiblichen Talenten nicht nur sagen, sondern auch vorleben, dass dies möglich ist.“
 

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