Translationale Wissenschaft in der Onkologie
Translationale Wissenschaft bildet den Grundstein des Drug Discovery-Ansatzes von Boehringer Ingelheim und ist die Brücke zwischen präklinischer Forschung und klinischer Entwicklung zur Verbesserung der Chancen von Patienten durch innovative Krebsbehandlungen. In den frühen Phasen der Drug Discovery ist sie ein Schlüsselfaktor für entscheidende Aspekte der Entwicklung von Krebsmedikamenten, u.a. für die Auswahl der Patienten und Strategien zur Dosierungsfindung bei klinischen Studien, insbesondere bei Projekten mit neuartiger oder komplexer Biologie und ohne klinische Präzedenzfälle.
Eine auf den Patienten ausgerichtete translationale Strategie
In der Pharmabranche liegt die Erfolgsrate von Arzneimittelkandidaten in klinischen Studien bei unter 10%. Hauptgrund hierfür ist die Schwierigkeit, Sicherheits- und Wirksamkeitsdaten von der nichtklinischen in die klinische Phase zu übertragen. Translationale Wissenschaft hilft uns, zusammen mit der Molekularbiologie und der Molekularpathologie/Histopathologie zu entschlüsseln, welche Patienten mit hoher Wahrscheinlichkeit auf eine Behandlung ansprechen, welche Faktoren zu ihrer Reaktion beitragen und welche neuen Erkenntnisse zum Wirkmechanismus des jeweiligen Arzneimittels wir daraus erlangen. Gemeinsam mit Experten aus den unterschiedlichsten Bereichen von Boehringer Ingelheim haben wir eine patientenzentrierte Strategie zur Bestimmung der Dosierung entwickelt, welche zum Herbeiführen der gewünschten therapeutischen Wirkung und zum Abzielen auf die betreffende Patientenpopulation erforderlich ist. So konnten wir auch die Qualität und Strategie unserer translationalen Projekte verbessern, die sich vor allem durch einen transparenten Ansatz zur Risikobewertung und Minderung auszeichnen. All diese Maßnahmen sollen die Wahrscheinlichkeit des klinischen Erfolgs erhöhen.
Unsere Teams in den Bereichen Molekularbiologie und Molekularpathologie/Histopathologie spielen eine entscheidende Rolle bei der Discovery von Biomarkern im präklinischen Setting, die minimal invasiv bewertet werden können, während sie gleichzeitig für ein maximales Verständnis der Biologie des Patienten im Rahmen klinischer Studien sorgen. Durch diese Aktivitäten können wir besser verstehen, wie die Reaktion des einzelnen Patienten auf eine Therapie durch sein molekulares Profil und die Target-Expression beeinflusst wird. Jeder Patient ist einzigartig, was sich in Erbgut, Epigenom und Immunprofil widerspiegelt. Diese komplexen Eigenschaften führten zu einer Verschiebung unseres Forschungsschwerpunkts und unserer Entwicklungen hin zu einem Ansatz, bei dem der Patient stärker im Zentrum steht.
Translationale Wissenschaft bildet dabei das Herzstück unseres patientenzentrierten Drug Discovery-Ansatzes. Die enge Verbindung von Grundlagenforschung und angewandter Wissenschaft ist für die Unterstützung von Projektteams und die Entwicklung hochwertiger Behandlungen für unsere Patienten entscheidend.
Entdeckung neuer Biomarker
In klinischen Studien kommen häufig Biomarker zum Einsatz, um biologische Prozesse bzw. Reaktionen auf eine Intervention oder Behandlung objektiv zu messen und bewerten. Durch die Messung von Veränderungen der Biomarker als Reaktion auf ein potenzielles Arzneimittel können wir den Wirkmechanismus und die Wirksamkeit eines Arzneimittels bewerten.
Unser Team aus hochmotivierten Wissenschaftlern kombiniert und analysiert alle relevanten Daten – von veröffentlichter Literatur und bestehenden Datenbanken bis hin zu präklinischer Forschung und klinischen Studien – zur Bestimmung neuer Biomarker, mit deren Hilfe die von einem Arzneimittel induzierten biologischen oder klinischen Veränderungen nachverfolgt werden können. Im Anschluss an ihre Bestimmung müssen die potenziellen Biomarker validiert werden. Das bedeutet, dass der Biomarker unter Laborbedingungen getestet wird, um festzustellen, ob er verlässlich auf die Präsenz, das Stadium oder die Progression von Krebs hinweist. Bei diesem Schritt erfolgt meist ein Vergleich der Proben von Krebspatienten mit den Proben gesunder Menschen zur Bestätigung, dass der Biomarker bei Letzteren nicht vorhanden ist. Nach seiner Validierung wird ein bestätigter Biomarker in klinischen Studien umgesetzt bzw. angewandt.
Kooperationen sind entscheidend
Mithilfe von Kooperationen mit Exzellenzzentren für Translationale Wissenschaft, wo frühe wissenschaftliche Forschung mit dem Zugang zu von Patienten stammenden Proben und Daten kombiniert wird, investiert Boehringer Ingelheim in modernste Biomarker Discovery. Am Regional Center Vienna (RCV) arbeiten wir mit dem Cancer Research UK Manchester Institute in einer Kooperation zusammen, deren Schwerpunkt auf der Target Distribution, primären Co-Kulturen und prädiktiven Biomarkern liegt. Dank einer weiteren Partnerschaft mit CBmed kann Boehringer Ingelheim Biomarker für Projekte in der gesamten, wachsenden Krebspipeline des Unternehmens bestimmen und validieren. Hierdurch unterstützen wir auch unsere Bemühungen, die Erfolgsrate unserer klinischen Entwicklung durch die Überführung von Forschungserkenntnissen zu umsetzbaren Einblicken für die Klinik zu steigern. Außerdem können wir so unsere Pipeline ausbauen, was uns unserem Ziel näherbringt, das Leben von Krebspatienten positiv zu beeinflussen.
Veröffentlichungen
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Hofmann MH, Gmachl M, Ramharter J, Savarese F, Gerlach D, Marszalek JR, Sanderson MP, Kessler D, Trapani F, Arnhof H, Rumpel K, Botesteanu DA, Ettmayer P, Gerstberger T, Kofink C, Wunberg T, Zoephel A, Fu SC, Teh JL, Böttcher J, Pototschnig N, Schachinger F, Schipany K, Lieb S, Vellano CP, O'Connell JC, Mendes RL, Moll J, Petronczki M, Heffernan TP, Pearson M, McConnell DB, Kraut N. BI-3406, a Potent and Selective SOS1-KRAS Interaction Inhibitor, Is Effective in KRAS-Driven Cancers through Combined MEK Inhibition. Cancer Discov. 2021 Jan;11(1):142-157. doi: 10.1158/2159-8290.CD-20-0142.
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