Ingelheim, Deutschland, 23.12.2021 – Boehringer Ingelheim gibt heute die Veröffentlichung neuer Daten aus der Phase-II-Zulassungsstudie EffisayilTM 1 im New England Journal of Medicine bekannt. Den neuen Daten zufolge führte Spesolimab bei GPP-Patienten mit akutem Krankheitsschub zu einer signifikanten Verbesserung der Symptome.1
Die GPP ist eine seltene, potenziell lebensbedrohliche neutrophile Hauterkrankung, die sich von der Psoriasis vulgaris deutlich unterscheidet. Sie ist gekennzeichnet durch Episoden, in denen sich großflächige Ausschläge mit schmerzhaften, sterilen Pusteln (Bläschen mit nichtinfektiösem Eiter) bilden.2,3,4 Es besteht ein großer ungedeckter Bedarf an Therapien, welche die Symptome eines GPP-Schubs schnell und vollständig beseitigen können. Die Schübe wirken sich massiv auf die Lebensqualität der Betroffenen aus und können aufgrund potenziell lebensbedrohlicher Komplikationen wie Herz-, Nierenversagen oder Sepsis eine stationäre Behandlung erforderlich machen.5,6,7
In der 12-wöchigen Studie wurden 53 GPP-Patienten mit akutem Schub mit einer intravenösen Einzeldosis Spesolimab oder Placebo behandelt. Die Ergebnisse nach einer Woche zeigten, dass
- 54 % der mit Spesolimab behandelten Teilnehmer keine sichtbaren Pusteln hatten, im Vergleich zu 6 % der mit Placebo behandelten Teilnehmer;
- bei 43 % der mit Spesolimab behandelten Teilnehmer die Haut vollständig oder nahezu vollständig abgeheilt war, im Vergleich zu 11 % der Teilnehmer im Placeboarm.
Bei einigen Teilnehmern verschwanden die Pusteln innerhalb von 24 Stunden nach Behandlungsbeginn vollständig und das läsionsfreie Hautbild blieb über die Dauer der Studie erhalten. Diese Läsionsfreiheit führte zu klinisch signifikanten Verbesserungen der Lebensqualität und von Symptomen wie Schmerzen und Abgeschlagenheit.1
Während der 12-wöchigen Studiendauer waren die Raten für nicht schwerwiegende Infektionen in der Spesolimab-Gruppe höher als in der Placebo-Gruppe, wobei es kein Muster hinsichtlich des Auslösers und der betroffenen Organe gab. Zwei Patienten berichteten von Arzneimittel¬reaktionen mit Eosinophilie und systemischen Symptomen.
„Da es bislang weder in den USA noch in der EU eine zugelassene Therapie gibt, besteht für Patienten mit einem GPP-Schub, der oft eine Notfallversorgung erforderlich macht, ein großer ungedeckter Bedarf“, erklärte der Studienleiter und Erstautor der Publikation zur EffisayilTM-1-Studie, Dr. med. Mark Lebwohl, Dekan für klinische Therapeutika an der Icahn School of Medicine am Mount Sinai Klinikum, Kimberly and Eric J. Waldman Abteilung für Dermatologie.
„Die Ergebnisse der klinischen Studie zeigen, dass Spesolimab das Potenzial hat, die Anzeichen und Symptome eines GPP-Schubs innerhalb von nur einer Woche vollständig zu beseitigen und diesen Zustand auch über einen Zeitraum von 12 Wochen zu erhalten.“
Die US-amerikanische Food and Drug Administration (FDA) hat Spesolimab für die Behandlung von GPP-Schüben nun die „Orphan Drug designation“ (Arzneimittel für seltene Erkrankungen) sowie die „Breakthrough Therapy designation“ (bahnbrechendes Arzneimittel) zuerkannt. Auch die chinesische Zulassungsbehörde (Center for Drug Evaluation, CDE) hat Spesolimab vor Kurzem die „Breakthrough Therapy designation“ zur Behandlung von GPP-Schüben erteilt.
„Wir bei Boehringer Ingelheim sind bestrebt, innovative Therapien zu entwickeln, um die Behandlung von Menschen voranzubringen, die sie dringend benötigen“, sagte Dr. Emmanuelle Clerisme-Beaty, Leiterin der klinischen Entwicklung und der Abteilung Medical Affairs, Dermatologie, Boehringer Ingelheim. „Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Spesolimab einen signifikanten und positiven Einfluss auf Patienten haben kann, die einen GPP-Schub erleiden.“
Das klinische Programm für Spesolimab umfasst zwei weitere Studien, die derzeit durchgeführt werden. In der Effisayil-2-Studie soll Spesolimab als Erhaltungstherapie zur Verhinderung von GPP-Schüben untersucht werden. Bei der Effisayil-ON-Studie handelt es sich um eine offene Fünf-Jahres-Verlängerungsstudie zur Untersuchung der längerfristigen Wirksamkeit und Sicherheit von Spesolimab bei Patienten mit GPP.
Über die Generalisierte Pustulöse Psoriasis
Die GPP ist eine seltene, heterogene und potenziell lebensbedrohliche neutrophile Hauterkrankung, die sich klinisch von der Psoriasis vulgaris unterscheidet.2,3 Sie entsteht durch eine Ansammlung von neutrophilen Granulozyten (speziellen weißen Blutkörperchen) in der Haut, wodurch sich am ganzen Körper schmerzhafte, sterile Pusteln bilden.3 Der klinische Verlauf variiert: Bei einigen Patienten verläuft die Krankheit rezidivierend mit unregelmäßig wiederkehrenden Schüben, während sie bei anderen in einer persistierenden Form, d. h. mit periodischen Schüben, auftritt.3 Die GPP-Schübe können unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Bleiben sie unbehandelt, können sie aufgrund möglicher Komplikationen wie Sepsis oder Multiorganversagen lebensbedrohlich werden.5,7 Diese chronische, systemische Erkrankung beeinflusst die Lebensqualität der Betroffenen enorm und ist auch für das Gesundheitswesen eine erhebliche Belastung. Die Prävalenz der GPP variiert und liegt global betrachtet bei 1 bis 9 Patienten pro 1 Mio. Einwohner.8 Frauen erkranken häufiger als Männer.9,10
Therapien für die GPP
Es besteht ein großer ungedeckter Bedarf an Therapien mit einem akzeptablen Sicherheitsprofil, welche die Symptome akuter GPP-Schübe beseitigen und das erneute Auftreten von Schüben verhindern. Immunmodulierende Therapien, darunter Biologika, werden aufgrund der klinischen Erfahrung bei Patienten mit Psoriasis vulgaris auch zur Behandlung der GPP eingesetzt. Allerdings ist die Evidenz in Bezug auf Wirksamkeit und Sicherheit dieser Therapien bei der Behandlung der GPP begrenzt.
Über Spesolimab
Spesolimab ist ein neuartiger humanisierter, selektiver Antikörper, der die Aktivierung des Interleukin-36-Rezeptors (IL-36R) blockiert, einen Signalweg des Immunsystems, der nachweislich an der Pathogenese verschiedener entzündlicher Erkrankungen beteiligt ist, darunter auch die GPP.11,12 Es handelt sich um den ersten Arzneimittelkandidaten, der bei der Behandlung von GPP-Schüben auf den IL-36-Signalweg abzielt und in einer statistisch aussagekräftigen, randomisierten, placebokontrollierten Studie untersucht wurde. Spesolimab wird auch im Hinblick auf die Prävention von GPP-Schüben und die Behandlung anderer neutrophiler Hauterkrankungen untersucht, etwa der Palmoplantaren Psoriasis Pustulosa (PPP) sowie der Hidradenitis suppurativa (HS).13,14
Über die klinische Studie EffisayilTM 1
Effisayil™ 1 (NCT03782792) war eine 12-wöchige Phase-II-Studie, in der Patienten mit einem GPP-Schub (n = 53) in einem Verhältnis von 2:1 randomisiert einer Behandlung mit einer intravenösen Einzeldosis von 900 mg Spesolimab oder Placebo zugeteilt wurden. Der primäre Endpunkt war ein Wert von 0 für den Pustulations-Subscore des GPPGA (Generalized Pustular Psoriasis Physician Global Assessment/Gesamtbeurteilung der Generalisierten Pustulösen Psoriasis durch den Arzt) nach einer Woche. Der wichtigste sekundäre Endpunkt war ein GPPGA-Score von 0/1 (läsionsfreie/fast läsionsfreie Haut) nach einer Woche.1
Nach einer Woche hatten 54 % (19 von 35) der mit Spesolimab behandelten Teilnehmer keine sichtbaren Pusteln mehr (GPPGA-Pustulationswert von 0), im Vergleich zu 6 % (1 von 18) der mit Placebo behandelten Teilnehmer (einseitig, p < 0,001). Darüber hinaus war die Haut bei 43 % (15 von 35) der mit Spesolimab behandelten Teilnehmer läsionsfrei oder fast läsionsfrei (GPPGA-Gesamtwert von 0 oder 1), im Vergleich zu 11 % (2 von 18) der mit Placebo behandelten Teilnehmer (einseitig, p = 0,012).1
Die Ansprechraten verbesserten sich bei den mit Spesolimab behandelten Teilnehmern im Zeitverlauf und blieben über die 12-wöchige Dauer der Studie erhalten. Die von den Prüfärzten bestätigten unerwünschten Ereignisse im Zusammenhang mit dem Arzneimittel waren leicht bis mittelschwer ausgeprägt und in beiden Studienarmen vergleichbar. Nur für zwei der mit Spesolimab behandelten Teilnehmer sowie zwei Teilnehmer aus dem Placeboarm wurden schwerwiegende unerwünschte Ereignisse berichtet, die einen stationären Aufenthalt erforderlich machten. Nach einer Woche hatten 34 % der Teilnehmer im Spesolimab-Arm und 33 % der Teilnehmer im Placeboarm Nebenwirkungen wie Hautbläschen oder Schwellungen an den Unterschenkeln oder Händen.1
Boehringer Ingelheim
Boehringer Ingelheim arbeitet an innovativen Therapien, die das Leben von Menschen verbessern. Als führendes forschungsgetriebenes biopharmazeutisches Unternehmen schafft das Unternehmen Werte durch Innovationen in Bereichen mit hohem ungedecktem medizinischen Bedarf.
Im Bereich der Dermato-Immunologie haben wir uns zum Ziel gesetzt, neuartige Therapien zu entdecken und zu entwickeln, die auf die Ursachen entzündlicher Erkrankungen abzielen, entstandene Schäden reparieren und Rezidive verhindern.
Seit seiner Gründung im Jahr 1885 ist Boehringer Ingelheim in Familienbesitz und verfolgt eine langfristige Perspektive. Rund 52 000 Mitarbeitende bedienen mehr als 130 Märkte in den drei Geschäftsbereichen Humanpharma, Tiergesundheit und Biopharmazeutische Auftragsproduktion.
Disclaimer:
IL-36-Rezeptor-Antikörper sind nicht zugelassen zur Behandlung der GPP.
Die Angaben dienen lediglich der wissenschaftlichen Information und sind nicht als Empfehlung von Boehringer Ingelheim zur Behandlung zu verstehen.
Zielpublikum
Diese Pressemitteilung wird von unserer Unternehmenszentrale in Ingelheim, Deutschland, herausgegeben und soll über unser weltweites Geschäft informieren. Bitte beachten Sie, dass Informationen über den Zulassungsstatus und die Kennzeichnung von zugelassenen Produkten von Land zu Land unterschiedlich sein können und dass in den Ländern, in denen wir geschäftlich tätig sind, eine länderspezifische Pressemitteilung zu diesem Thema herausgegeben worden sein kann.
Referenzen
1 Bachelez H, et al. Trial of Spesolimab for Generalized Pustular Psoriasis. NEJM. 2021;385:2431-40.
2 Crowley JJ, et al. A brief guide to pustular psoriasis for primary care providers. Postgraduate Medicine. 2021;133(3):330¬¬–344.
3 Navarini AA, et al. European consensus statement on phenotypes of pustular psoriasis. JEADV. 2017;31:1792–1799.
4 Fujita H, et al. Japanese guidelines for the management and treatment of generalized pustular psoriasis: The new pathogenesis and treatment of GPP. J Dermatol. 2018;45(11):1235–1270.
5 Sampogna F, et al. Measuring quality of life of patients with different clinical types of psoriasis using the SF-36. Br J Dermatol. 2006;154(5):844–849.
6 Kelly-Sell M, Gudjonsson JE. Overview of Psoriasis, in Therapy of Severe Psoriasis. Elsevier, 2016;1–15.
7 Jeon C, et al. Generalized pustular psoriasis treated with apremilast in a patient with multiple medical comorbidities. JAAD. 2017;Nov;3(6):495–497.
8 Augey F, et al. Generalized pustular psoriasis (Zumbusch): a French epidemiological survey. European Journal of Dermatology. 2006;16(6):669–673.
9 Weisenseel P, et al. Pustulöse Psoriasis. Hautarzt 2016. 67:445–453.
10 Jin H, et al. Clinical features and course of generalized pustular psoriasis in Korea. The Journal of Dermatology. 2015;42(7):674–678.
11 Furue K, et al. Highlighting Interleukin-36 Signalling in Plaque Psoriasis and Pustular Psoriasis. Acta Derm Venereol. 2018;98:5–13.
12 Bachelez H, et al. Inhibition of the Interleukin-36 Pathway for the Treatment of Generalized Pustular Psoriasis. N Engl J Med. 2019;380:981–983.
13 ClinicalTrials.gov. A Study to Test Whether Spesolimab Helps People With a Skin Disease Called Hidradenitis Suppurativa. Verfügbar unter: https://clinicaltrials.gov/ct2/show/NCT04762277. Letzter Zugriff: August 2021.
14 ClinicalTrials.gov. A Study to Test Long-term Treatment With Spesolimab in People With Palmoplantar Pustulosis (PPP) Who Took Part in Previous Studies With Spesolimab. Verfügbar unter: https://clinicaltrials.gov/ct2/show/NCT04493424. Letzter Zugriff: August 2021.